Entstanden: 20. Juni 1949

Bergung der Toten aus diesem Sturm an der lieblichen Küste; wie sie kommen: alle vom Fest und schaun diese schrecklichen Züge, furchtbar betroffen von dem, was niemals sie ahnten: hinter dem Meer, dort muss es Zerstörung geben und etwas wie Tod, das sie, Unsterbliche, nicht kennen. Herauf, von dunklen Riffen im Meer, aus unterseeischen Höhlen kommen wohl Leichen, kommen die toten Najaden, die schönen, ehmals schönen, nun blau erwürgten Nymphen. Wer hat sie furchtbar getötet, wer ihr schönes Dasein zerstört: hier liegen sie alle und mit ihnen der Wassermann, der grüne Herrscher mit dem Schlammbart, // 073 das Haupt von Schlinggewächsen umwunden: welche Trauer im gebrochenen Auge. Von draussen aber kommen schon die Schiffer herein und melden: dort treibt auf den Wellen, auf dem ruhigen, glatten, glänzenden Wasser, der grosse Gott selbst mit dem Dreispitz, ungeheurer Kadaver, schwarz, schwarz, von den Vögeln der See, den schreienden Vögeln. Schon Geruch der Verwesung in allen Häusern. Trauriger Mittag.

Infos
  • Details: Emendation: Riffen im mehr → Riffen im Meer
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung, Letzte Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/02
  • Seite / Blatt: 072, 073 (oben)