Das ist die Nahrung die uns immer nährt
das ist der Traum den keiner müd wird auszuträumen:
die immer gleiche Stille aller Sommer, // 034
die Ströme tief und ohne Arges klar.
05 Wo ist es das hinweg uns droht zu reissen,
in diesen neuen Gang des übergrossen Seins?
Wo ist der Mut, der uns zu gehn berechtigt
den Ruf zu hören aus der neuen Welt?
Nicht ist es Leben mehr, was ihr bis heute lebtet,
10 ein andres heissen fortan Zeugung und Geburt.
Die Lust der ersten Welt lag lange schon im Sterben
und lang verflackert schon die Qual der ersten Welt.
Wie ist Gestalt der neuen Stunde klarer
ihr Frühling blüht vom Geiste rein befohlen,
15 die Blumen sind des neuen Gottes Kinder
die Bäume sind und stehen winterlos.
Der grüne Strom, er war schon lang geahnt // 035
von eurer Ahnen reinerem Geist:
smaragdengleich wird er euch ewig ziehen
20 im gleichen Gang fern von der Ebbe Drohung
und fern vom Überfluss der Schmelze.
Die neue Zeit wird sein, bedarf nicht mehr des Werdens
ihr werdet anschaun und stets neu gestalten
aus Glas die Vögel formen und aus Erde Tiere
25 und euer Hauch wird allem Leben sein und Kraft.
Die Macht wird euch endgültig zugeeignet
des ersten Gotts, die euch am ersten Tag
die Schlange den Kindern allzu früh versprach.
Das ist die Nahrung die uns immer nährt …*
- Details
- Konvolut: Notizbuch 1949
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Erste Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: C-2-b/02
- Seite / Blatt: 033 (unten), 034, 035 (oben)

Das ist die Nahrung die uns immer nährt
das ist der Traum den keiner müde wird
auszuträumen:
die immer gleiche Stille aller Sommer, //

die Ströme tief und ohne Arges klar.
05 Wo ist es das hinweg uns droht zu reissen,
in diesen neuen Gang des übergrossen Seins?
Wo ist der Mut, der uns zu gehn berechtigt
den Ruf zu hören in aus der neuen Welt?
Nicht ist es Leben mehr, was ihr bis heute
lebtet,
10 ein neuer andres heissen fortan Zeugung
und Geburt.
Die Lust der ersten Welt lag lange schon im
Sterben
und lang verflackert schon die Qual der ersten
Welt.
Wie ist Gestalt der neuen Stunde klarer ihr
Frühling blüht
ihr Frühling blüht vom Geiste rein befohlen,
15 die Blumen sind des neuen Gottes Kinder
die Bäume sind und stehen winterlos.
Der grüne Strom, er war schon lang ge-
ahnt //

von eurer Ahnen reinerem Geist:
smaragdengleich wird er euch ewig ziehen
20 im gleichen Gang fern von der Ebbe Drohung
und fern vom Überfluss der Schmelze.
Die neue Zeit wird sein, bedarf nicht mehr
des Werdens
ihr werdet anschaun und stets neu gestalten
aus Glas die Vögel formen und aus Erde
Tiere
25 und euer Hauch wird allem Leben sein und
Kraft.
Die Macht wird euch endgültig zugeeignet
des ersten Gotts, die euch am ersten Tag
des ersten Gotts, die euch zu früh die Schlan-
ge
die Schlange den Kindern allzu früh ver-
sprach.
3.5.49
Inhalt: Notizen, 47 Entwürfe zu 39 Gedichten (5 Endfassungen)
Datierung: 5.3.1949 – 7.12.1949
Textträger: Blaues Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (6 Gedichte)
Signatur: C-2-b/02 (Schachtel 79)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50
Kommentar: 14 Texte rhythmische Prosa, 24 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (19 private Prosanotate nicht erschlossen)