Leuchte, leuchte, über den Wassern entflammt und steigende Flut. Rauschen das übertönt den Gesang der Priester, der ganzen gläubigen Menge begeisterte Antwort: Kyrie eleison. Der Mond finster und die Sonne fahl wie in Verschleierung der Trauer. Woher denn dies Licht, diese ungeheure drohende Fackel im Zenith des Himmels? Die Gräber erbrochen und wandelnd die Toten. Aufschrei der vielen, Lauter: Kyrie eleison. Wenige gehn in den Hainen des Ufers und schaun. In ihrem Herzen die wahrere Deutung. Geduld zum neuen Äon der da herauf kommt. Tot sehn sie die Götter der Alten. Sie bleiben über die Wetterstürze hinweg<.> Trotz der Missgunst im Blicke des weihrauchstreuenden Priesters<,> trotz den Steinen, geschleudert von der hassenden Menge und dem Ruf: ihr seid schuld, dass uns der Gott schon vernichtet. // 010 Sie bergen das uralte Bild fern vom Ufer in unbetretenen Wäldern.
Leuchte, leuchte, über den Wassern entflammt …*
- Details
- Konvolut: Notizbuch 1949
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Prosagedicht
- Datierung: vollständig
- Fassung: Erste Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: C-2-b/02
- Seite / Blatt: 009, 010 (oben)

Leuchte, leuchte, über den Wassern entflammt
und steigende Flut. Rauschen das übertönt
den Gesang der Priester, der ganzen gläu-
bigen Menge begeisterte Antwort: Kyrie elei-
son. Der Mond finster und die Sonne
fahl wie in Verschleierung der Trauer. Wo-
her denn dies Licht, diese ungeheure
drohende Fackel im Zenith des Him-
mels? Die Gräber erbrochen und wandelnd
die Toten. Aufschrei der vielen, Lauter: Kyrie
eleison. Wenige gehn in den Hainen des
Ufers und schaun. In ihrem Herzen die
wahrere Deutung. Geduld zum neuen
Äon der da herauf kommt. Tot sehn sie
die Götter der Alten. Sie bleiben über die
Wetterstürze hinweg Trotz der Missgunst
im Blicke des weihrauchstreuenden Priesters
trotz den Steinen, geschleudert von der has-
senden Menge und dem Ruf: ihr seid
schuld, dass uns der Gott schon vernichtet. //

Sie wissen bergen das uralte Bild jenseits
fern vom Ufer in unbetretenen Wäldern.
23.3.49
Inhalt: Notizen, 47 Entwürfe zu 39 Gedichten (5 Endfassungen)
Datierung: 5.3.1949 – 7.12.1949
Textträger: Blaues Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (6 Gedichte)
Signatur: C-2-b/02 (Schachtel 79)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50
Kommentar: 14 Texte rhythmische Prosa, 24 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (19 private Prosanotate nicht erschlossen)