Synopse

(8)
Montag, 20 Dezember 1948    (    )

Das ist der graue Himmel, wie eine bleierne Decke …*

Das ist der graue Himmel, wie eine bleierne Decke. Das ist die Tänzerin am Abend vor dem glühenden Ofen. O Qual. O, Schönheit vor dem Vergehen. Das Schönste, das Lautere das noch da ist vor dem Furchtbaren // 072 sieghaft. Wüste, Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnerung, Erinnerung vergangener Gärten. Gärten der heiligen Blumen, Haine seligen Schweigens, voll der Gegenwart, der Götter. Stille der Gegenwart, wie erinnern wir uns deiner. Stille voller Gegenwart. Wie ist Öde jetzt alles. Fontänen des Geistes, schimmernde Becken der Weisheit. Wie waren glücklich alle, die wandelten hier. 

02 Siehe aber ich will, dass alles zerbrach. Denn das Vollkommene liegt jenseits immer. Und die Gärten sind immer Begrenzung. 

03 Jenseits der Wüste, dort ragt der Berg des Gottes, dort in den Gesteinen die Stimme, die ihnen¿ Gesetze enthüllt. Und Wege weist den Jahrtausenden. Nicht mehr wachsen dort im Kühlen, in den klaren Nächten die Blumen. // 073 Aber die Kristalle flimmern. Und die Sterne überhell. Wer dort auf den Stufen harret, dem wird, dem Lauschenden, aufgetan das eine Geheimnis. Aber dass er die Gärten verlasse. 

04 Trauer ist in der flimmernden Wüste, voll der Erinnerung, die Träume unter den seltenen Bäumen. Die Tage doch sind reich an schmerzlicher Hoffnung. 

05 Dass unser wird das Klare, dass wir des Klaren werden gänzlich zu eigen, selber reine Kristalle, des geistigsten Geistigen Abbild. Gipfel in lauterster Luft, Rauschen heiliger Winde.

In: Notizbuch 1948-49
Dienstag, 21 Dezember 1948    (    )

Bleierner Himmel, Wüste, Wüste …* (A*)

Bleierner Himmel, Wüste, Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnrung. Erinnrung vergangener Gärten. Gärten heiliger Blumen. Haine seligen Schweigens, voll göttlicher Gegenwart. (Voll der Gegenwart Gottes).

02 Wie ist Öde jetzt alles: Fontänen des Geistes, schimmernde Becken der Weisheit. Wie glücklich waren alle, die wandelten dort.

03 Sieh, aber ich will, dass alles zerbrach. Denn das Vollkommene liegt jenseits immer. Die Gärten sind immer Begrenzung.

04 Jenseits der Wüste, dort ragt der Berg Gottes, dort in den Gesteinen die Stimme, die Gesetze enthüllt. Und Wege weist den Jahrtausenden. Nimmer wachsen dort im Kühlen, in den klaren Nächten die Blumen. Aber die Kristalle flimmern und die Sterne überhell. Wer dort auf den Stufen harret, dem wird, dem Lauschenden, aufgetan, das eine Geheimnis. Aber dass er die Gärten verlasse.

05 Trauer ist in der flimmernden Wüste, voll der Erinnrung die Träume unter den spärlichen Bäumen. Dennoch, die Tage sind reich an schmerzlicher Hoffnung:

06 Dass unser wird das Klare, dass wir des Klaren werden gänzlich zu eigen, selber reine Kristalle, des Geistigsten geistiges Abbild. Gipfel in lauterster Luft.

In: Manuskripte 1948-51
Dienstag, 21 Dezember 1948    (    )

Bleierner Himmel …* (B*)

Bleierner Himmel.
Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnrung
vergangener Gärten
der Haine des Schweigens
05 voll der Gegenwart Gottes.
Geistige Brunnen
schimmernde Becken der Weisheit.
Wie glücklich waren alle
die wandelten dort.
10 Aber ich will, dass alles zerbrach.
Das Vollkommene liegt jenseits immer
Die Gärten sind immer Begrenzung.
Jenseits, freilich, der Wüste
ragt der Berg Gottes
15 dort aus Gesteinen die Stimme
die Gesetze enthüllt
und Wege weist
Jahrtausenden.
Ob auch nimmer im Kühlen
20 in den klaren Nächten
wachen die Blumen 
so flimmern doch Kristalle
und überhell Sterne.
Wer dort auf den Stufen harret
25 dem Lauschenden wird
aufgetan das eine Geheimnis.
Aber dass er die Gärten verlasse.
Trauer ist in der Wüste
die Träume unter den spärlichen Bäumen
30 noch voll der Gärten.
Doch die Tage sind reich
an schmerzlicher Hoffnung:
unser wird sein das Klare 
wir werden dem Klaren gänzlich zu eigen.
35 Selber reine Kristalle
Gipfel in lauterster Luft
des Geistes geistiges Abbild.

In: Manuskripte 1948-51
Mittwoch, 22 Dezember 1948    (    )

Bleierner Himmel …* (C*)

Bleierner Himmel, 
Wüste, da uns nur noch geleitet Erinnrung
an Haine
voll erster Gegenwart Gottes.
05 Wie glücklich waren
die wandelten dort.
Aber ich will,
dass sie zerbrach:
Jenseits liegt stets das Vollkommne.
10 Jenseits der Wüste
ragt der Berg Gottes
dort aus Gesteinen die Stimme
die Gesetze enthüllt
und Wege weist
15 den Jahrtausenden:
Ob auch in der Kühle der Nacht
wächst nicht mehr die Blume
so flimmert doch der Kristall.
Wer dort harrt auf den Stufen
20 dem wird aufgetan das eine Geheimnis.
Dass er aber zuvor die Haine verlasse.
Die Träume unter
spärlichen Bäumen der Wüste
sind noch dumpf vom Verluste.
25 An Hoffnung aber reich ist der Tag:
Dem Klaren sind wir dort
gänzlich verschmolzen.
Gipfel in lauterster Luft
selber reine Kristalle
30 Geistes geistiges Abbild.

In: Manuskripte 1948-51
Mittwoch, 22 Dezember 1948    (    )

Bleierner Himmel …* (D*)

Bleierner Himmel.
Wüste, wo uns nur noch geleitet
Erinnerung an den Hain
voll erster Gegenwart Gottes.
05 Aber ich will,
dass sie zerbrach:
jenseits liegt stets das Vollkommne.
Jenseits der Wüste
ragt der Berg
10 aus Gesteinen die Stimme
die Jahrtausenden
Satzung enthüllt.
Ob auch in der Kühle der Nacht
wächst nicht mehr die Blume
15 so schimmert doch der Kristall
dem der harrt in den Schluchten.

Dass er aber zuvor
verlasse den Hain:
Noch dumpf vom Verlust 
20 ist der Schlaf
unter spärlichen Sträuchern der Wüste.
An Hoffnung schon reicher der Tag:

Dem Klaren sind dort wir
gänzlich verschmolzen.
25 Gipfel in lauterster Luft
selber reine Kristalle
Geistes geistiges Abbild.

In: Manuskripte 1948-51
Donnerstag, 30 Dezember 1948    (    )

Bleierner Himmel …* (E*)

Bleierner Himmel.
Wüste da uns Erinnerung
nur noch geleitet
der Hain
05 voll erster Gegenwart Gottes. 
Doch jenseits liegt das Vollkommne
jenseits der Wüste
ragt der Berg
aus Gesteinen die Stimme
10 die Jahrtausenden
Satzung enthüllt.
Ob auch nicht schattig
mehr steht die Platane
so schimmert doch der Kristall
15 dem der geht in den Schluchten.
Zuvor aber lässt er den Hain.

Noch dumpf von Verlust
ist der Schlaf
unter spärlichen Sträuchern der Wüste.
20 An Hoffnung schon reicher der Tag:

Dem Klaren wird dort er
gänzlich verschmolzen 
ins helle Gestein
mählich verzehrt
25 kristallen reine Figur
Geistes geistiges Abbild.

In: Manuskripte 1948-51
Dienstag, 04 Januar 1949    (    )

Bleierner Himmel …* (k)

Bleierner Himmel.
Wüste da uns geleitet
nur noch Erinnrung
des Hains voll erster
05 Gegenwart Gottes. 
Doch jenseits
ragt der Berg
jenseits der Wüste
die Stimme
10 die Jahrtausenden
Satzung enthüllt.
Ob auch schattig dort
nicht mehr steht die Platane:
kristallen schimmeren die Schluchten. 
15 Dem Klaren wird dort der
Wanderer gänzlich verschmolzen
ins helle Gestein
mählich verzehrt
zu reiner Figur
20 Geistes geistigem Abbild.

In: Manuskripte 1948-51
Dienstag, 04 Januar 1949    (    )

Wüste da uns geleitet …*

Wüste da uns geleitet
Erinnerung nur
des Hains voll erster
Gegenwart Gottes.
05 Doch jenseits
regt der Berg
jenseits der Wüste
die Stimme, die Satzung enthüllt.
Ob auch schattig dort
10 nicht mehr steht die Platane:
kristallen schimmern die Schluchten.
Dem Klaren wird dort der
Wanderer gänzlich verschmolzen
ins helle Gestein
15 mählich verzehrt
zu reiner Figur
Geistes geistigem Abbild.

In: Typoskripte 1948-50
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