Donnerstag, 18 November 1948

Dichtung als Frucht des Willens …*

Dichtung als Frucht des Willens und der bewussten Ausbildung auf dem // 058 Boden der Begabung. Die Begabung allein erst eine vage – freilich notwendige – Voraussetzung. Keine Arbeit in ihrem entscheidenden Wert so sehr von der Bemühung abhängig wie die Kunst.

02 Erst bewusste Ausbildung schafft den geistigen Raum, den das Gedicht ausdrückt. 

03 Die Gefahr für den Dichter, dass er sich auf seine Begabung verlässt! Kunst ist zur Hälfte Sache der Willensdisposition, ähnlich wie die Liebe: jeder Mann hat die potentielle Fähigkeit, eine Frau zu beschlafen. In jedem Mann gibt es eine Sphäre, wo er das Weib begehrt. Diese Anlage wird aber erst wirksam, wenn er dem Begehren Zutritt in die Willenssphäre gestattet. Er muss wollen, was er kann; erst so wird er zum Liebenden und Geliebten.


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01 Dichtung als Frucht des Willens

und der bewussten Ausbildung auf dem //

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Boden der Begabung. Die Begabung allein

erst eine vage – freilich notwendige –

Voraussetzung. Keine Arbeit in ih-

rem entscheidenden Wert so sehr von

der Bemühung abhängig wie die Kunst.


02 Erst bewusste Ausbildung

schafft den geistigen Raum für, den

das Gedicht ausdrückt.


03 Die Gefahr für den Dich-

ter, dass er sich auf seine Begabung ver-

lässt! Kunst ist üb¿ zur Hälfte

Sache der Willensdisposition, ähn-

lich wie die Liebe: jeder Mann hat die

potentielle Anlage Fähigkeit, eine

Frau zu beschlafen. In jedem Mann

gibt es eine Sphäre, wo er das Weib

begehrt. Diese Anlage wird aber

erst wirksam, wenn er dem Begeh-

ren Zutritt in die Willenssphä-

re gestattet. Er muss wollen, was

er kann; erst so wird er zum Lie-

benden und Geliebten.

18.11.48

 

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/01
  • Seite / Blatt: 057 (unten), 058

Inhalt: Notizen, 71 Entwürfe zu 51 Gedichten (5 Endfassungen)
Datierung: 1948 – 1.3.1949 (Datierungen ab 10.11.1948; S. 1-51 undatiert)
Textträger: Braunes Notizbuch, beschriftet "Notes"; liniert, Bleistift
Umfang: 96 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (1); Verstreutes (2)
Signatur: C-2-b/01 (Schachtel 79)
Bilder: Ganzes Buch (pdf)

Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50
Kommentar: 10 Texte rhythmische Prosa, 7 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen

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