01 Dichtung als Frucht des Willens
und der bewussten Ausbildung auf dem //
Boden der Begabung. Die Begabung allein
erst eine vage – freilich notwendige –
Voraussetzung. Keine Arbeit in ih-
rem entscheidenden Wert so sehr von
der Bemühung abhängig wie die Kunst.
02 Erst bewusste Ausbildung
schafft den geistigen Raum für, den
das Gedicht ausdrückt.
03 Die Gefahr für den Dich-
ter, dass er sich auf seine Begabung ver-
lässt! Kunst ist üb¿ zur Hälfte
Sache der Willensdisposition, ähn-
lich wie die Liebe: jeder Mann hat die
potentielle Anlage Fähigkeit, eine
Frau zu beschlafen. In jedem Mann
gibt es eine Sphäre, wo er das Weib
begehrt. Diese Anlage wird aber
erst wirksam, wenn er dem Begeh-
ren Zutritt in die Willenssphä-
re gestattet. Er muss wollen, was
er kann; erst so wird er zum Lie-
benden und Geliebten.
18.11.48