Kein Datum ! . . . ( 01.06.1948 *)

Augenblick der Berührung …* (a*)

Augenblick der Berührung, da jenes ferne Gestirn dem Innern sich nähert. Die Wachen stehen auf den Zinnen. Glücklich, wer den Schweif des Kometen erhascht, wer den Augenblick des Vorüberganges // 004 nicht verschläft, wenn der Teich in Wallung gerät von der hohen Berührung. Er wird genesen¿.

02 Versuchung der grossen Dauer, dass wir sie nicht erwarten. Dass wir der eklen Speise überdrüssig, dem Mahle fern uns halten. Hier¿ doch erscheint die Freude, plötzlich an der verleideten Tafel, aus dem faden Wein erwacht der Gott von neuem.

03 Zutiefst in der perlmutternen Muschel steht er und lockt. Angetan mit dem Fell des erschlagenen Raubtiers. Es bleibt nur das geistige Lächeln. Sein Töten ist nur Verwandlung ins Licht. Und jenseits liegt die neue Verheerung, aus dem Wissen. Die ist furchtbar wie Blitz, für den noch Sterblichen. Die andern im Heere der Engel sind grösser, verzehren sich täglich. Und achten nicht // 005 mehr auf Schmerz.

04 Hier ist der Pincio. Das wahrere Rom. Gestaltete Stadt in der gelben Weite. Schrecklicher noch am Horizonte das Meer. Hier aber genau die Kuppeln und klar bemessen die Säulen wider das Vage. Pinien greifen den Raum, zwingen¿ Proportionen, Verhältnisse, Mass. Es ist Minerva, die herrschende da, porphyrn auf dem Kapitol und wacht über dem hellsten Wasser.


Seite 003 (C-2-b_01_003.jpg)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

01 Augenblick der Berührung, da

jenes ferne Gestirn dem Innern

sich nähert. Die Wachen

stehen auf den Zinnen. Oft¿ Glück-

lich, wer nicht wach, die den

Schweif des Kometen erhascht, wer

den Augenblick des Vorüberganges //

Seite 004 (C-2-b_01_004.jpg)

nicht verschläft, wenn der Teich

in Wallung gerät von der hohen Berührung.

Er wird genesen¿.

02 Versuchung der grossen Dauer,

dass wir
dass man sie nicht erwartetn. Dass

wir der eklen Speise überdrüssig, dem

Mahle fern uns halten. Hier¿ doch er-

scheint die Fürst¿ Freude, plötzlich

an der verleideten Tafel, aus dem faden

Wein erwacht der Gott von neuem.

x Gewohnten¿ im Wein

03 Zutiefst in der perlmutter-

nen Muschel steht er und lächelnd lockt.

Angetan mit dem Fell des erschla-

genen Raubtiers. Es bleibt nur das

geistige Lächeln. Sein Töten ist nur

Verwandlung ins Licht. Und jen-

seits liegt die neue Verheerung, aus dem

Wissen. Die ist furchtbar wie Blitz,

für den noch Sterblichen. Die andern

im Heere der Engel sind grösser, ver-

zehren sich täglich. Und achten nicht //

Seite 005 (C-2-b_01_005.jpg)

mehr auf Schmerz.

04 DasHier ist der Pincio. Das wah-

rere Rom. Gestaltete Stadt in der gel-

ben Weite. Schrecklicher noch in

der Ferne das am Horizonte das Meer.

Hier aber genau die Kuppeln und

klar bemessen die Säulen wider das Vage.

Pinien greifen den Raulzwingen¿
Pinien greifen den Raum, geben Propor-

tionen, Verhältnisse, Mass. Es ist Mi-

nerva wach , die herrschende daporphyrn
nerva wach¿, da herrschende da, heilig  auf

dem Kapitol und wacht über dem

hellsten Wasser.

 

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: ohne Datumsangabe
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/01
  • Seite / Blatt: 003 (unten), 004, 005 (oben)

Inhalt: Notizen, 71 Entwürfe zu 51 Gedichten (5 Endfassungen)
Datierung: 1948 – 1.3.1949 (Datierungen ab 10.11.1948; S. 1-51 undatiert)
Textträger: Braunes Notizbuch, beschriftet "Notes"; liniert, Bleistift
Umfang: 96 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (1); Verstreutes (2)
Signatur: C-2-b/01 (Schachtel 79)
Bilder: Ganzes Buch (pdf)

Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50
Kommentar: 10 Texte rhythmische Prosa, 7 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen

Weitere Fassungen

Notizbuch 1948-49 (alph.)
(Total: 79 )
Notizbuch 1948-49 (Folge)
(Total: 79 )
Suchen: Notizbuch 1948-49