Entstanden: 15. Juni 1964

Wenn das Haus unterm letzten Autobus zittert,
fallen dir unten, heiliger Vitus, im Kellerkerker die Ketten
ab und du liegst
für den Rest der Nacht in dem Licht,
05 das keiner anknipst. Die Wächter
suchen und raten und schimpfen:
waren die Schalter doch wohlverschlossen.
Dir weht, heiliger Vitus,
durch die helle Zelle der Wind
10 vom Meer, der Wind von den Flügeln der Adler.
Befreie mich nicht von den Ketten, aber
lass mir immer ein Licht, das kein Wächter 
löscht und lass mir durch den Keller- // 01v
kerker immer ziehen den Wind vom Meer und den
Wind von den Flügeln der
15 im Wellengischt spielenden Adler: 
Darum nur, heiliger Vitus, bitte und flehe ich dich,
wenn der Autobus oben
den Kellerkerker erschüttert.

Infos
  • Details: V. 12 Emendation: Lass → lass
  • Besonderes: Blatt beidseitig beschrieben. Text zuerst als Nr. 5 bezeichnet. Die Umnumerierung hier und in allen Folgetexten wurde durch das Weglassen der ursprünglichen Nr. 4 (vgl. Notizbuch 1961-65) veranlasst.
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Zyklus: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-f/03_006
  • Seite / Blatt: 01r/v