Synopse

(5)
Montag, 02 Juni 1958    (    )

Der Keller

Die Nase kann schliesslich den Kot der Ratten und
den Kot der Vögel,
die vor dem Gewitter hier Unterschlupf suchen,
ertragen:
05 Der Fuss gewöhnt sich an die kleinen Aase,
schiebt sie beiseite. Das Ohr
gewöhnt sich an das Knirschen der
kleinen zerbrechenden Knochen.
Aber das Auge gewöhnt sich nie an die kränkliche Finsternis:
10 immer noch leckt eine Lichtzunge // 094
aus einer verborgenen Luke ein Stück von der Nacht weg.
Das bleibt ärgerlich.
Zuletzt stösst man mit der tastenden Hand eine Fledermaus weg:
hier ist die Luke. Hier ist das Meer, der riesige Strand.
15 Hier tönen von ganz weit her wie Zirpen von Insekten
die Rufe der Kentauren. Sie laufen winzig 
in Rudeln und zielen mit ihren Pfeilen
auf das altmodische Kriegsschiff: // 095
ein plumpes Spielzeug, das langsam vorbeifährt.
20 – Die Türe des Kellers wurde damals, bei
der Zerstörung des Hauses verschüttet.

In: Notizbuch 1957-58
Samstag, 28 Juni 1958    (    )

Der Keller (A)

Die Nase lernt den Kot der Ratten und den Kot der Vögel am Ende
ertragen. 
Der Fuss gewöhnt sich an die kleinen Aase und schiebt sie zur Seite. 
Das Ohr gewöhnt sich an das Splittern der kleinen Knochen. 
Aber das Auge gewöhnt sich niemals an die kranke Finsternis. 
05 Immer wieder leckt die Zunge aus der versteckten Luke ein Stück
Dunkel weg. 

Auf der Suche stösst die Hand zuletzt auf eine Fledermaus. 
Hier ist die Luke, dort das Meer, der Strand. 
Hier tönen ganz weit her, wie Zirpen von Insekten, die Rufe der
Kentauren. 
Sie laufen in Rudeln, winzig, und zielen mit den Pfeilen auf das 
Schlachtschiff,
10 das, ein altes Spielzeug, langsam vorbeifährt zur Verschrottung. // 01v
Die Kellertüre wurde damals von einer Bombe zugeschüttet.

In: Manuskripte 1958
Mittwoch, 16 Juli 1958    (    )

Der Keller (B)

Den Kot der Ratten lernt die Nase am Ende ertragen. 
Der Fuss gewöhnt sich an die kleinen Aase und schiebt sie zur Seite. 
Das Ohr gewöhnt sich an das Splittern der Knochen. 
Aber das Auge gewöhnt sich an die kranke Finsternis niemals. 
05 Immer wieder leckt eine Zunge aus der verborgenen Lücke
ein Stück davon weg.

Die Hand tastet und reisst eine Fledermaus ab –
und findet die Lücke: dort ist der Strand und das Meer. 
Insektengezirp tönt der Ruf der Kentauren herüber. 
10 Sie laufen winzig in Rudeln und zielen mit Pfeilen aufs Schlachtschiff, 
das, ein altes Spielzeug, zur Verschrottung vorbeifährt und zögert.

In: Manuskripte 1958
Dienstag, 02 September 1958    (    )

Im Keller (C)

Die Nase lernt den Kot der Ratten am Ende ertragen.
Der Fuss gewöhnt sich an die kleinen Aase, zertritt sie. 
Das Ohr gewöhnt sich an das Knirschen der Knochen. 
Aber das Auge gewöhnt sich an die Finsternis niemals. 
05 Die Hand tastet und reisst eine Fledermaus ab und findet die Lücke:
Dort ist der Strand und das Meer. 
Die Kentauren zirpen von weitem herüber. Sie laufen 
winzig in Rudeln und zielen mit Pfeilen aufs Schlachtschiff. 
Es fährt zur Verschrottung vorbei und will nicht verstehen und zögert.

In: Manuskripte 1958
Datiert: 1958    (    )

Im Keller

Die Nase lernt den Kot der Ratten am Ende ertragen.
Der Fuss gewöhnt sich an die kleinen Aase, zertritt sie.
Das Ohr gewöhnt sich an das Knirschen der Knochen.
Aber das Auge gewöhnt sich an die Finsternis niemals.
05 Die Hand tastet und reisst eine Fledermaus ab und findet die Lücke:
Dort ist der Strand und das Meer.
Die Kentauren zirpen herüber. Sie laufen
winzig in Rudeln und zielen mit Pfeilen aufs Schlachtschiff.
Es fährt zur Verschrottung vorbei und will nicht verstehen und zögert.

In: Typoskripte 1958
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