Synopse

(7)
Samstag, 19 Oktober 1957    (    )

Die Ruine und die Königin

Nicht einmal der behandschuhten Hand,
die aus der Staatskarrosse ihm zuwinkt,
bedarf er,
der – kreuz und quer vom Hundegebell durch die
Waldung gejagt, 
05 den Waldhang hinauf:
ihm genügt es: hinabzutauchen in die zerbröckelnde
Kuppel, 
zu schwimmen durchs Licht gegen die offne Laterne.
Dem Schwimmer durch die Gruft,
wo die Knochen der Nonnen // 048
10 auf gemeisselten Thronen sitzen,
öffnet sich bald die öde zerbröckelnde Kuppel,
moosiges Becken, wo ihn das
Licht hinauszieht durch den Abfluss der
Laterne, hinweg, dorthin, 
wo er nicht einmal des Trosts
15 der behandschuhten Hand mehr bedarf,
die aus der Staatskarrosse ihm zuwinkt.

In: Notizbuch 1957-58

Wer gejagt von Hundegebell
den Berghang durch das Gestrüpp 
hinaufkeucht, taucht 
ohne Zögern auch in die brüchige Kuppel und schwimmt 
05 sacht gegen die offne Laterne. 

Schwimmt über die Knochen der Nonnen auf den steineren Thronen 
hinwe
sacht durch die Gruft in das 
brüchig moosige Becken, 
lässt sich durch den Wirbel 
10 der Laterne am Ende gerne schnell hinausziehn, dorthin, 
wo man nicht mehr bedarf des Trosts einer behandschuhten Hand, 
die aus der goldnen Karosse im Regen uns zuwinkt.

In: Manuskripte 1958

Das Hundegebell jagt mich auf den Berg durch die
Geschwülste der Wurzeln. 
Ich keuche und tauche ohne Zögern in die brüchige Kuppel 
und schwimme gegen die offne Laterne. 

Ich schwimme über die Knochen der Nonnen auf den Thronen
aus Stein durch die Gruft in das brüchige Becken 
05 und lasse von dem Wirbel der Laterne mich am Ende gerne
hinausziehn. 
Jetzt bedarf ich nicht mehr des Trosts einer behandschuhten Hand, 
die aus der goldnen Karosse unter dem Regen mir zuwinkt.

In: Manuskripte 1958
Samstag, 05 Juli 1958    (    )

Der englische Tourist auf Ischia (C)

Hundegebell jagt mich auf den Berg über Wurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft 
und schwimme über die Nonnenskelette auf steinernen Thronen 
hinaus in die Kuppel 
und lasse mich von der zerbrochnen Laterne gern in die Schlucht 
ohne Boden hinabziehn. // 03v
05 – Wie aber soll ein Handschuh, 
der aus einer goldnen Karosse herüber 
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?

In: Manuskripte 1958
Samstag, 05 Juli 1958    (    )

Der englische Tourist auf Ischia (D)

Hundegebell treibt mich auf den Berg über Wurzelgeschwülste. 
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft 
und schwimme über die Nonnenskelette auf steinernen Thronen
hinaus in die Kuppel 
und lasse mich gern von der zerbrochnen Laterne in die Schlucht 
ohne Boden hinabziehn. 
05 – Wie aber soll ein Handschuh, der aus einer goldnen Karosse
herüber 
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?

In: Manuskripte 1958
Mittwoch, 13 August 1958    (    )

Der englische Tourist auf Ischia (E)

Hundegebell treibt mich auf den Berg über Wurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft 
und schwimme über die Skelette der Nonnen auf steineren
Thronen hinaus in die Kuppel 
und lasse mich gern von der zerbrochnen Laterne in die Schlucht
 ohne Boden hinabziehn.  
05 – Wie aber soll ein Handschuh, der aus einer Karosse herüber 
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?

In: Manuskripte 1958
Datiert: 1958    (    )

Der englische Tourist auf Castello d'Ischia

Hundegebell treibt mich auf den Berg über Oelbaumwurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft
und schwimme über Nonnenskelette auf steinernen Thronen hinaus in die Kuppel
und lasse mich gern durch die zerbrochne Laterne in die Schlucht ohne Boden hinabziehn.
05 – Wie aber soll ein Handschuh, der aus einer Karosse herüber
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?

In: Typoskripte 1958
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Manuskripte 1958 (Datum)
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