Dienstag, 04 Dezember 1956

Dialog (A)

01 Chiron, legt die Leier beiseite: Ich glaube, ich habe dich jetzt alles gelehrt, was ich dich lehren kann<.>

02 Achill: Heisst das, dass du jetzt nicht mehr mit mir sprechen willst?

03 Chiron: Das heisst es sicher nicht. Aber es ist nicht mehr nötig, sowie es diese drei Jahre lang vielleicht nötig war. 

04 Achill: Nein, erst jetzt fängt unser Gespräch an interessant zu werden, seit du vor vierzehn Tagen die Leier das erste Mal beiseite legtest. 

05 Chiron: Nur die Leier konnte ich dich lehren. Daran hatte unser Gespräch Halt. Ohne bedürfte es eines Aufwands von deiner und meiner Seite, von dem ich nicht weiss, ob du bereit bist, ihn zu leisten. Und ich glaube auch gar nicht, dass du ihn leisten sollst. Ich habe erreicht, was ich wollte, was ich erhoffen durfte; du brauchst mich nicht mehr. 

06 Achill: Du willst mich verlassen? 

07 Chiron: Und dabei bist du der, welcher den Abschied will. Nur weil du jung und zutraulich bist und weil man // 01v dir viel von Dankbarkeit und Treue gesprochen hat, willst du es im Augenblick nicht wahr haben. Aber das gibt sich schnell. Es ist genau umgekehrt: ich bin der, welcher dich bitten möchte, dessen Seele bittet, den Abschied aufzuschieben, mit mir weiterzuleben wie bisher. 

08 Achill: Aber das will ich doch! 

09 Chiron: Es ist nicht möglich, nachdem ich die Leier weggelegt habe. – Du schaust mich an, Achill! Stört dich, dass ich ein Kentaur bin

10 Er wendet sich zur Höhle. 

11 Achill: Du gehst? 

12 Chiron, ruft zurück: Behalte die Leier, ich schenke sie dir.


Blatt 01r (A-5-d_02_183.jpg)

A Dialog

01 Chiron, legt die Leier beiseite:

Ich glaube, ich habe dich jetzt alles gelehrt, was ich dich lehren

kann

02 Achill: Heisst das, dass du jetzt nicht mehr mit mir sprechen willst?

03 Chiron: Nein, dDas heisst es sicher nicht. Aber es ist nicht mehr nötig,

sowie es diese drei Jahre lang nötig war vielleicht nötig war. 

04 Achill: Nein, erst jetzt fängt unser Gespräch an interessant zu

werden, seitdu vor
werden, seit  vierzehn Tagen, als du die Leier das erste

Mal  beiseite
Mal zur Seite legtest. 

05 Chiron: Nur die Leier konnte ich dich lehren. Daran hatte unser

Gespräch Halt. Ohne bedürfte es eines Aufwands von

deiner und meiner Seite, von dem ich nicht weiss, ob du

bereit bist, ihn zu leisten. Und ich glaube auch gar nicht,

dass du ihn leisten sollst. Ich habe erreicht, was ich wollte,

was icher
was ich  hoffen durfte; du brauchst mich nicht mehr. 

06 Achill: Du willst mich verlassen? 

07 Chiron: Und dabei bist du der, welcher den Abschied will.

Nur weil du jung und zutraulich bist und weil man //

Blatt 01v (A-5-d_02_184.jpg)


dir viel von Dankbarkeit und Treue gesprochen hat,

willst du es im Augenblick nicht wahr haben
willst du es im Augenblick nicht zugeben. Aber das

gibt sich schnell. Es ist genau umgekehrt: ich bin der,

welcher dich bitten möchte, dessen Innerstes bittet

Seele bittet, den Abschied aufzuschieben, mit mir wei-

terzuleben wie bisher. 

08 Achill: Aber das will ich doch! 

09 Chiron: Es ist nicht möglich, nachdem ich die Leier weggelegt

habe. – Du schaust mich an, Achill! Stört dich,

dass ich ein Kentaur bin

10 Er wendet sich zur Höhle. 

11 Achill: Du gehst? 

12 Chiron, zx ruft zurück: Behalte die Leier, ich schenke sie dir.

4.12.56

 

  • Besonderes:

    Blatt beidseitig beschrieben
    Verso: unten Typoskript↑ (Zwischen den Kerzen, V. 01-05)

  • Letzter Druck: GEDICHTE 1960
  • Textart: Szenisch
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/02_027
  • Seite / Blatt: 01r/v

Inhalt: 89 Manuskripte und 11 Typoskripte zu 24 Gedichten und 2 szenischen Texten (2 Endfassungen)
Datierung: 27.11.1956 – 31.12.1957
Textträger:114 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Gedichttyposkripten und bräunliche Blätter
Umfang: 27 Dossiers, 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (10), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-d/02 (Schachtel 37)
Herkunft: Mappe EG 57

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

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