Synopse

(8)
Samstag, 28 Januar 1956    (    )

Zwischen den Kerzen

Mir ist es bestimmt zwischen den Kerzen zu sitzen,
und nur nachts darf ich die Apfelsinen und die Kuchen,
die ihr mir hinlegt, anrühren
und trinken den Tee, den ihr mir unter Gebeten bereitet.
05 Und es tut dann nichts, wenn einige noch auf den Treppen
sitzen 
und warten auf die Wunder, die ich zu wirken vergesse:
Denn ihr habt die grossen Votivdrachen an der Decke
so aufgehängt, 
dass sie sich immer unter den Ewigen Lampen bewegen,
und zuweilen muss ich dich dann ansehn, stummer Beter;
10 nur wenn ich mit dir, wie der andere Pilger,
der mit dir sitzt und flüstert:
nur wenn ich so mit dir flüstern könnte, // 047
dann wär ich dir der hilfreiche Gott, den du suchst.
Aber du wagst mich nicht anzusehen oder nur mit 
Schrecken im Auge, 
15 und so bin ich dir fremd noch zwischen den Kerzen
und kann dir nicht helfen 
und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst.
Im gleichen Augenblick wie du vom Strahl der Ewigen
Lampen getroffen, 
wenn die Votivdrachen wegwendet der Windzug:
auf den Altar verbannt hoch über der Treppe,
untätig zwischen die Kerzen, 
20 tot würdig untätig in den Weihrauch und zwischen
die Kerzen.

In: Notizbuch 1955-57
Samstag, 18 Februar 1956    (    )

Zwischen den Kerzen (A)

Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt,
und nachts nur darf ich die Apfelsinen und die Kuchen, 
die ihr mir, ihr Frommen hinlegt, anrühren 
und trinken den Tee, den ihr mir unter Gebeten bereitet. 

05 Und es macht nichts, wenn einige noch auf der Treppe sitzen 
und auf die Wunder warten, die ich zu wirken vergessen: 
Denn euer Blick irrt zwischen den grossen Votivdrachen, 
die an der Decke um die Wette, mit ihren riesigen Schatten 
im Licht der Ewigen Lampe hin- und herschwanken, 
10 und findet mich nicht. 

Aber zuweilen, stummer Beter, muss ich dich ansehn. 
Und wenn ich mit dir, wie der andere Pilger, 
der bei dir sitzt und flüstert von den Beschwerden der Reise, 
wenn ich also flüstern könnte mit dir auf der Treppe, 
15 dann wäre ich dir der hilfreiche Gott, den du suchst. 

Aber du wagst nicht, mich anzusehn oder nur mit schrägem 
Schrecken im Auge, 
und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen // 02
und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst.
Und kaue zum Flackern der Ewigen Lampe, 
20 das dich dort unten etwa wieder anfällt, 
wenn die Votivdrachen wegwendet der Windzug, 
verbannt auf den Altar, untätig, würdig zwischen den Kerzen. 

Während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Mundes, 
woran du sähest, sonst, dass ich nicht tot bin.

In: Manuskripte 1956
Mittwoch, 02 Mai 1956    (    )

Zwischen den Kerzen (B)

Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt, 
und nachts nur darf ich die Früchte,
die ihr mir, ihr Frommen, hinlegt, anrühren, 
und trinken den Tee, den ihr mir unter Gebeten bereitet. 

05 Aber auch dann sitzen noch einige auf der Treppe und warten auf 
das Wunder, 
das ich, wie ihr glaubt, zu wirken vergass. 
Doch euer Blick irrt im Licht der Ewigen Lampe 
mit den Schatten der Votivdrachen hin und her an der Decke 
und findet mich nicht. 

10 Und dann zuweilen, stummer Beter, muss ich dich ansehn: 
Wenn ich, wie der andere Pilger, 
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise, 
wenn ich auf der Treppe mit dir also flüstern könnte, 
dann wäre ich dir der hilfreiche Gott, den du suchst. // 04

15 Aber nicht einmal aufzuschauen zu mir mit schrägem Schrecken 
im Auge, 
gelingt dir, und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht 
helfen 
und esse müssig die Apfelsine, die du mir darbringst. 
Und schlürfe den Tee zum Flackern der Ewigen Lampe, 
das dich dort unten etwa wieder anfällt, 
20 wenn die Votivdrachen wegwendet der Windzug, 
verbannt auf den Altar, würdig zwischen den Kerzen. 

Während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Mundes, 
woran du sähest, sonst, dass ich nicht tot bin.

In: Manuskripte 1956
Sonntag, 01 Juli 1956    (    )

Zwischen den Kerzen (C)

Mir ist bestimmt, 
zwischen den Kerzen zu sitzen;
und nachts nur darf ich die Früchte, 
die ihr mir, ihr Frommen, hinlegt, 
05 anrühren und trinken den Tee, 
den ihr mir unter Gebeten bereitet. 

Aber auch dann noch sitzen 
einige auf der Treppe und warten 
auf das Wunder, das ich, wie sie glauben, 
10 zu wirken vergass. 
Doch euer Blick irrt 
im Licht der Ewigen Lampe 
mit den Schatten der Votivdrachen 
hin und her an der Decke 
15 und findet mich nicht. 

Und dann, stummer Beter, 
muss ich dich ansehn: 
Wenn ich, wie der andere Pilger, 
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise // 06
20 also auf der Treppe 
flüstern könnte, 
dann wäre ich der hilfreiche Gott, 
den du suchst. 

Aber nicht einmal 
25 aufzuschauen zu mir 
mit schrägem Schrecken im Auge,
gelingt dir, und so
kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen
und esse müssig
30 die Apfelsine, die du mir darbringst.
Und schlürfe den Tee
zum Flackern der Ewigen Lampe,
das dich dort unten
etwa wieder anfällt,
35 wenn die Votivdrachen
wegwendet der Windzug, // 07
verbannt auf den Altar,
würdig zwischen den Kerzen.

Während der Weihrauch
40 mir einwölkt die Bewegung des Munds,
woran du sähest, sonst,
dass ich nicht tot bin. 

In: Manuskripte 1956
Sonntag, 01 Juli 1956    (    )

Zwischen den Kerzen (D)

Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt;
und nachts nur darf ich die Früchte, 
die ihr mir, ihr Frommen, hinlegt, 
anrühren und trinken den Tee, 
05 den ihr mir unter Gebeten bereitet. 

Aber auch dann noch knien zwei da auf der Treppe 
und warten auf das Wunder, 
das ich, wie sie glauben, zu wirken vergass. 
Doch ihr Blick irrt im Licht der Ewigen Lampe 
10 mit den Schatten der Votivdrachen hin und her an der Decke 
und findet mich nicht. 

Und dann, dumpfer Beter, muss ich dich ansehn: 
Wenn ich wie der andere Pilger, 
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise, 
15 also flüstern könnte auf der Treppe, 
dann wäre ich der hilfreiche Gott, den du suchst. 

Aber nicht einmal aufzuschauen zu mir 
mit schrägem Schrecken im Auge gelingt dir, 
und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen 
20 und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst, // 09
und schlürfe den Tee zum Flackern der Ewigen Lampe, 
das dich etwa wieder anfällt dort unten, 
wenn die Votivdrachen wegwandte der Windzug: 

Auf den Altar verbannt, würdig zwischen den Kerzen, 
25 während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Munds, 
woran du sonst sähest, dass ich nicht tot bin.

In: Manuskripte 1956
Mittwoch, 31 Oktober 1956    (    )

Zwischen den Kerzen (E)

Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt;
und nachts nur darf ich die Früchte, 
die ihr mir, ihr Frommen, hinlegt, 
essen und trinken den Tee, 
05 den ihr mir unter Gebeten bereitet. 

Aber auch dann noch knien zwei auf der Treppe 
und warten auf das Wunder, 
das ich, wie sie glauben, zu wirken vergass. 
Doch ihr Blick irrt im Licht der Ewigen Lampe 
10 mit den Schatten der Votivdrachen hin und her an der Decke 
und findet mich nicht. 

Und dann, dumpfer Beter, muss ich dich ansehn: 
Wenn ich wie der andere Pilger, 
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise, 
15 also flüstern könnte mit dir auf der Treppe, 
dann wäre ich der hilfreiche Gott, den du suchst. // 11

Aber nicht einmal aufzuschauen zu mir 
mit schrägem Schrecken im Auge gelingt dir, 
und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen 
20 und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst, 
und schlürfe den Tee zum Flackern der Ewigen Lampe dort unten, 
wenn die Votivdrachen wegwandte der Windzug: 

Auf den Altar verbannt, würdig zwischen den Kerzen, 
während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Munds, 
25 woran du sonst sähest, dass ich nicht tot bin.

In: Manuskripte 1956
Datiert: 1956    (    )

Zwischen den Kerzen (F)

Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt;
und nachts nur darf ich die Früchte, 
die ihr, Fromme, mir hinlegt, 
essen und trinken den Tee, 
05 den ihr mir unter Gebeten bereitet. 

Aber auch dann noch knien zwei auf der Treppe 
und warten auf das Wunder, 
das ich, wie sie glauben, zu wirken vergass. 
Doch ihr Blick irrt im Licht der Ewigen Lampe 
10 mit den Schatten der Votivdrachen hin und her an der Decke 
und findet mich nicht. 

Und dann, dumpfer Beter, muss ich dich ansehn: 
Wenn ich wie der andere Pilger, 
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise, 
15 also flüstern könnte mit dir auf der Treppe, 
dann wäre ich der hilfreiche Gott, den du suchst. 

Aber nicht einmal aufzuschauen zu mir 
mit schrägem Schrecken im Auge gelingt dir, 
und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen 
20 und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst, 
und schlürfe den Tee im Flackern der Ewigen Lampe, 
wenn die Votivdrachen wegwandte der Windzug: 

Auf den Altar verbannt, würdig zwischen den Kerzen, // 10v
während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Munds, 
25 an der du sonst sähest, dass ich nicht tot bin.

In: Manuskripte 1956
Datiert: 1956    (    )

Zwischen den Kerzen

Mir ist zwischen den Kerzen zu sitzen bestimmt;
und nachts nur darf ich die Früchte,
die ihr, Fromme, mir hinlegt,
essen und trinken den Tee,
05 den ihr mir unter Gebeten bereitet.

Aber auch dann noch knien zwei auf der Treppe
und warten auf das Wunder,
das ich, wie sie glauben, zu wirken vergass.
Doch ihr Blick irrt im Licht der Ewigen Lampe
10 mit den Schatten der Votivdrachen hin und her an der Decke
und findet mich nicht.

Und dann, dumpfer Beter, muss ich dich ansehn:
Wenn ich wie der andere Pilger,
der mit dir flüstert von den Beschwerden der Reise,
15 also flüstern könnte mit dir auf der Treppe,
dann wäre ich der hilfreiche Gott, den du suchst.

Aber nicht einmal aufzuschauen zu mir
mit schrägem Schrecken im Auge gelingt dir;
und so kann ich dir zwischen meinen Kerzen nicht helfen
20 und esse müssig die Apfelsinen, die du mir darbringst,
und schlürfe den Tee im Flackern der Ewigen Lampe,
wenn die Votivdrachen wegwandte der Windzug: // 01v
Auf den Altar verbannt, würdig zwischen den Kerzen,
während der Weihrauch mir einwölkt die Bewegung des Munds,
25 an der du sonst sähest, dass ich nicht tot bin.

In: Typoskripte 1956
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