Synopse

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Donnerstag, 12 Januar 1956    (    )

Der Optiker (Der Tod des Optikers)

Lianen, Sonaten, Tonwurzeln klimmen
winden sich durch die Decken und Böden
vom Klavier, wo der Spieler sie aufwirft,
Schlangen, die der Spieler aus den Tasten aufzucken lässt,
05 mit dem Druck auf die Tasten aufzückt durch
die Decken und Böden,
sodass sie den Alten am Tisch von unten
her an Beinen und Füssen umfangen.
Der erschrickt nur langsam,
weil ihn die Arbeit zu sehr beschäftigt,
10 die Scherben alle, die er im Lauf der Jahre aus
den Strassen und Gossen gesammelt,
die sehenden Scherben wieder // 030
zum grossen Auge, das oben früher über der Stadt
hing, und am Tag des Gewitters herabfiel, 
zusammenzusetzen, Schild seines Optikerladens.
Nun würgt schon die Schlinge
der Sonate und die blasse zähe
15 Liane der Tonleiter seinen Leib und seinen Arm
und lässt ihn die Scherben nicht fassen.
Liegt er nicht bald erstickt im Schlinggewächs oben,
während der Spieler unten ahnungslos emsig
eine Sonate beginnt
und das Metronom ihn leise unerbittlich aufhetzt
zur Untat.

In: Notizbuch 1955-57
Montag, 30 Januar 1956    (    )

Der Tod des Optikers (A)

Lianen, Etüden, Tonwurzeln klettern,
winden sich durch die Decken und Böden
vom Klavier, wo der Spieler sie aufwirft, 
wo der Spieler sie aufzückt durch die Decken und Böden, 
05 auf dass sie dem Alten am Tisch von unten her Füsse und Beine
umwinden.

Erst spät, zu spät erschrickt er, 
weil ihn die Arbeit zu sehr beschäftigt, 
die Scherben alle, die er vom Pflaster und aus der Gosse
aufgesammelt, 
die Scherben des grossen Auges, das früher über der Stadt hing 
10 und am Tag des Gewitters herabfiel, 
zusammenzusetzen das Schild seines Optikerladens. 

Nun schon den Leib, schon die Arme hat ihm die blasse, zähe 
Wurzel der Tonleiter bläulich gewürgt und lässt ihn die Scherben 
nicht fassen, 
während der Spieler unten emsig und schonungslos eine Sonate 
beginnt, 
15 vom Metronom leise aufgehetzt zur Untat.

In: Manuskripte 1956
Samstag, 14 April 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierspieler (B)

Etüdenlianen klettern, winden sich
durch Decken und Böden, 
wenn vom Klavier sie aufzückte der Spieler, 
auf dass sie dem Alten am Tisch Füsse und Beine umschlingen 

05 Zu spät erst erschrickt er, 
weil ihn zu sehr beschäftigt die Arbeit, 
die Scherben alle, die er vom Pflaster und aus der Gosse gesammelt, 
die Scherben des Auges, das über der Stadt hing 
und im Gewitter herabfiel, 
10 zusammenzusetzen, das Schild seines Optikerladens. 

Nun schon den Leib, die Arme hat ihm die zähe 
Liane umwunden und lässt ihn die Scherben nicht fassen, 
während der Spieler unten emsig eine Sonate beginnt, 
vom Metronom aufgehetzt, leise, eindringlich.
15 (vom Ticken des Metronoms leise eindringlich gehetzt).

In: Manuskripte 1956
Mittwoch, 13 Juni 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierspieler (C)

Etüdenlianen
klettern durch Decken und Böden,
wenn vom Klavier sie aufzückt der Spieler, 
auf dass sie den Alten am Tisch langsam umwinden. 

05 Spät erst erschrickt er, 
weil ihn zu sehr beschäftigt die Arbeit, 
die Scherben, die er vom Pflaster und aus der Gosse gesammelt, 
des Auges, das über der Stadt hing 
und herabfiel im grossen Gewitter, 
10 zusammenzusetzen, 
das Schild seines Optikerladens. 

Nun schon den Leib, 
die Arme hat ihm die zähe 
Liane umwunden 
15 und lässt ihn die Scherben nicht fassen, 
indes unten das Metronom den Spieler zur letzten Etüde 
leise, eindringlich aufhetzt.

In: Manuskripte 1956
Mittwoch, 13 Juni 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierspieler (D)

..............
Spät erst erschrickt er,
weil ihn zu sehr beschäftigt die Arbeit, 
seines Ladenschilds Scherben 
die er aus der Gosse gesammelt, 
05 das Auge, das über der Stadt hing 
und herabfiel im grossen Gewitter, 
wieder zusammenzusetzen. 
.............

In: Manuskripte 1956
Dienstag, 30 Oktober 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierschüler (E/F)

Etüdenlianen
klettern durch Decken und Böden,
wenn vom Klavier der Schüler sie aufzückt, 
auf dass sie dem Alten am Tisch die Glieder umwinden. 

05 Spät erst erschrickt er, 
weil ihn zu sehr beschäftigt die Mühe, 
das Auge, das über der Stadt hing 
und herabfiel im grossen Gewitter, 
wieder zusammenzusetzen. 

10 Nun schon den Leib, 
die Arme hat ihm die zähe 
Liane umwunden 
und lässt ihn die Scherben nicht fassen, 
indes unten den Schüler zur letzten Etüde 
15 das Metronom leise, eindringlich aufhetzt.

In: Manuskripte 1956
Mittwoch, 07 November 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierschüler (G)

Etüdenlianen
klettern durch Decken und Böden,
wenn vom Klavier der Schüler sie aufzückt, 
damit sie dem Alten am Tisch die Glieder umwinden. 

05 Spät erst erschrickt er, 
weil ihn zu sehr beschäftigt die Mühe, 
das Auge, das über der Stadt hing 
und herabfiel im grossen Gewitter 
wieder zusammenzusetzen. 

10 Nun schon den Leib, 
die Arme hat ihm die zähe 
Liane umwunden 
und lässt ihn die Scherben nicht fassen, 
indes das Metronom unten den Schüler 
15 zur letzten Etüde leise eindringlich aufhetzt.

In: Manuskripte 1956
Datiert: 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierschüler (H)

Etüdenliane 
klettert durch Decken und Böden, 
wenn vom Klavier der Schüler sie aufzückt, 
damit sie dem Alten am Tisch die Beine umwinde. 

05 Spät erst erschrickt er, 
weil ihn zu sehr beschäftigt die Mühe, 
das Auge, das über der Stadt hing 
und herabfiel im grossen Gewitter, 
wieder zusammenzusetzen. 

10 Nun schon den Leib, 
die Arme hat ihm die zähe 
Liane umwunden 
und lässt ihn die Scherben nicht fassen, 
indes das Metronom unten den Schüler 
15 zur letzten Etüde leise eindringlich aufhetzt.

In: Manuskripte 1956
Datiert: 1956    (    )

Der Optiker und der Klavierschüler

Etüdenliane
klettert durch Decken und Böden,
wenn vom Klavier der Schüler sie aufzückt,
damit sie dem Alten am Tisch die Beine umwinde.

05 Spät erst erschrickt er,
weil ihn zu sehr beschäftigt die Mühe,
das Auge, das über der Stadt hing
und herabfiel im grossen Gewitter,
wieder zusammenzusetzen.

10 Nun schon den Leib,
die Arme hat ihm die zähe
Liane umwunden
und lässt ihn die Scherben nicht fassen,
indes das Metronom unten den Schüler
15 zur letzten Etüde leise eindringlich aufhetzt.

In: Typoskripte 1956
Datiert: 1957    (    )

DER OPTIKER UND DER KLAVIERSCHÜLER

Etüdenliane
klettert durch Decken und Böden,
wenn vom Klavier der Schüler sie aufzückt,
damit sie dem Alten am Tisch die Beine umwinde.

05 Spät erst erschrickt er,
weil ihn zu sehr beschäftigt die Mühe,
das Auge, das über der Stadt hing
und herabfiel im großen Gewitter,
wieder zusammenzusetzen.

10 Nun schon den Leib,
die Arme hat ihm die zähe
Liane umwunden
und läßt ihn die Scherben nicht fassen,
indes das Metronom unten den Schüler
15 zur letzten Etüde leise eindringlich aufhetzt.

In: Die verwandelten Schiffe 1957
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