Freitag, 27 Januar 1956

Die Artisten (A)

Auf die von innen erhellte Säule
aus Likörflaschen mitten im Dreieck
des Bartischs stieg der Artist mit seinem Unrastbogen 
und mit seinem Köcher voll frischgespitzter Gedanken 
05 und schoss seinen ersten Pfeil zuhöchst in den Himmel hinauf 
und dann den zweiten ihm nach, 
sodass er sich einbiss in jenes bebende bunte Feder, 
und dann den dritten und vierten: 
alle Pfeile reihte er sicher zur Kette, 
10 die vom Himmel schliesslich herabhing 
und dann stand, als er den letzten verschossen hatte, 
leicht schwankend auf der leuchtenden Säule 
aus leergetrunkenen Flaschen. 

Da kletterte er vor den Gästen, 
15 – die, schläfrig und kaum mehr sich zu wundern imstande, 
hingen in ihre Gläser, – 
hinauf, geleitet, gereizt von den vielen bunten Gelenken<.> // 02
Bis dort, wo er erschrak vor dem Brüllen des Stiers 
und mehr noch vor dem dumpfen Anprall der Hörner 
20 an die Sternbälle: Jetzt wusste er, dass er 
zu hoch geschossen. Doch schon 
hob ihm der Stier ins Gesicht die Hörner. 
Wie lang wohl warteten die letzten Leute am Bartisch,
wie lang wartete der Wirt auf seine Rückkehr? 
25 Am andern Tag musste er sich einen anderen Artisten suchen,
am besten einen ohne Bogen und Köcher.

Einen Trompeter, der sein Tonseil geschickt in den Himmel 
hinabwirft 
und damit durchschlägt das Dach,
sodass der Mörtel und die Steine die Säule
30 aus leergetrunknen Likörflaschen zertrümmern, 
und der sich dann hinablässt und mit den baumelnden Beinen
die Sternbälle wegschiebt.
Aber er ist noch schneller beim Stier und fällt
in die aufgehobenen Hörner;
35 und die Gäste warten diesmal weniger lange 
und verlangen den Zuschlag heraus. // 03

Was für eine Attraktion soll jetzt der Wirt suchen? 
Einen Jongleur mit Kugeln vielleicht? 
Schon bald schwänge auch der über die immer grösser
geworfenen Ringe 
40 seiner Kugeln sich zu weit hinaus und vermöchte 
sie nicht mehr von den Sternbällen zu unterscheiden 
und geriete noch schneller, noch sichrer 
in die eifersüchtig erhobenen Hörner des Stiers. 

Versuche, Wirt, es ohne Attraktionen zu machen: 
45 heute sind die Artisten zu geschickt, sind wunderbar virtuos


Blatt 01 (A-5-c_13_001.jpg)

A Die Artisten

Auf die von Lampen innen erhellte Säule aus leeren Likörflaschen

Mitten im Dreieck
Auf die von Lampen von innen erhellte Likörflaschensäule
Auf die von Lampen von innen erhellte Säule aus Likörflaschen mitten

im Dreieck des Bartischs

stieg der

Auf die von innen erhellte Säule aus Likörflaschen

aus Likörflaschen mitten im Dreieck des Bartischs

des Bartischs stieg der Artist mit seinem Unrastbogen 

und mit seinem Köcher voll frischgespitzter Gedanken 

05 und schoss seinen ersten Pfeil zuhöchst in den Himmel hinauf 

und dann den zweiten ihm nach, 

sodass er sicheinbiss
sodass er sich  in den ersten jenes bebende bunte Feder, 

und dann den dritten und vierten: 

alle Pfeile reihte er sicher zur Kette, 

10 die vom Himmel schliesslich herabhing 

und dannstand
und dann , als er den letzten verschossen hatte, 

leicht schwankend auf der leuchtenden Säule 

aus leergetrunkenen Flaschen. 

Da kletterte er vor den schläfrigen Gästen, 

15 – die sich kaum mehr, schläfrig in ihre Gläser hingen und kaum mehr

\ sich zu wun-|dern imstande, 

in hingen in ihre Gläser, – 

hinauf, geleitet, gereizt von den vielen bunten Gelenken //

Blatt 02 (A-5-c_13_002.jpg)

A Die Artisten2

Bis dort, wo er erschrak vor d vor dem Brüllen des Stiers 

und mehr noch vor dem dumpfen Anprall der Hörner 

20 an die Sternbälle: Jetzt wusste er, dass er 

zu hoch geschossen. Doch schon 

hobihm
hob  der Stier die Hörner ins Gesicht die Hörner. 

Wie lang wohl warteten die letzten Leute am Bartisch,

wie lang wartete der Wirt auf seine Rückkehr? 

Am andern Tag musste er sich wohl sich einen anderen Artisten
25 Am andern Tag musste er sich wohl sich einen anderen Attraktion

suchen,

am besten einen ohne Bogen und Köcher.

Einen Pianisten, Trompeter, der sein Tonseil geschickt in den Himmel hinab-

wirft

und damit das Dach zerschlägt durchschlägt das Dach,

sodass der Mörtel und die Steine die Säule 

30 aus leergetrunknen Likörflaschen zertrümmern, 

und der sich dann hinablässt und mit den baumelnden Beinen 

die Sternbälle wegschiebt. 

Aber er ist noch schneller beim Stier und fällt 

in die aufgehobenen Hörner:; 

35 und die Gäste warten diesmal weniger lange. 

und verlangen den Zuschlag heraus. //

Blatt 03 (A-5-c_13_003.jpg)

A Die Artisten3

Was für eine Attraktion soll der Wir jetzt der Wirt suchen? 

Einen Sxx Jongleur mit Kugeln vielleicht? 

Aber schon

Schon bald geschwänge  geriete
Schon bald geriete auch stiege auch der über die immer grösser geworfenen 

Ringe 

seiner Ku sichlich zu hoch weit hina wunderbar virtuos,
40 seiner Kugeln  zu hoch hi weit hinaus  und kön vermöchte 

sie nicht mehr von den Sternbällen zu unterscheiden 

und geriete in noch schneller, noch sichrer 

in die eifersüchtig erhobenen Hörner des Stiers. 

Versuche, Wirt, es ohne Attraktionen zu machen: 

heuts sind vdie
45 heute sind echte Artisten zu geschickt, sind wunderbar virtuos

27.1.56

 

  • Besonderes:

    Verso: Typoskripte (Das inwendige Licht), durchgestrichen

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/13_001
  • Seite / Blatt: 01, 02, 03
  • Werke / Chronos: Dieses enorme Gedicht, 90-91

Inhalt: 68 Manuskripte und 14 Typoskripte zu 14 Gedichten (keine Endfassungen)
Datierung: 27.1.1956 – 7.11.1956
Textträger: 113 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Dissertation und Gedichttyposkripten, Nov. 1956 bräunliche Blätter
Umfang: 15 Dossiers, 128 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (7 Gedichte), Verstreutes (2 Gedichte)
Signatur: A-5-c/13 (Schachtel 36)
Herkunft: Grüne Mappe EG 56

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

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