Entstanden: 26. März 1952

Nächtens fällt des Stromes laue Woge
in dies Gemach und reisst 
den Vorhang von der Tür, 
vom Bilde Davids mit dem abgeschlagnen 
05 blutigen Haupt in Händen. 
Da schwimmt nun tot herein all das Geziefer, 
das an das Ufer kam ins Sonnenlicht, 
die Spinnen und die Käfer, hell gepanzert. 
Vielleicht dass sich ein Flügel hier noch regt, 
10 ein Fühler, wenn der Strom sie trägt hinweg 
in diese Kammer und hängt als 
eklen Schmuck sie an die seidenen Tapeten, 
an den Vorhang, wenn er stürzt. 
Und schau, sie krabbeln verendend 
15 auf dem blutigen Rumpf des Riesen, 
die Raupe auf des Knaben siegesrosige Wange: 
Strom in der Nacht, o laue Woge, 
die überflutet, flutet dies Gemach.

Infos
  • Details: V. 18 Emendation: überflutet. flutet → überflutet, flutet
  • Besonderes: Verso: Typoskript (Wie doch fallen jäh die Flammen), durchgestrichen
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/03_008
  • Seite / Blatt: 01