Manuskripte 1951
Inhalt: 81 Manuskripte zu 32 Gedichten (28 Endfassungen)
Datierung: 5.1.1951 – 8.12.1951
Textträger: 93 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 106 beschriebene Seiten
Publikation: keine
Signatur: A-5-c/01 (Schachtel 34)
Herkunft: Blaue Mappe -1951
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Diplomatische Umschriften; Dossiers mit fehlender Zuordnung der Textzeugen z.T. umgestellt
Ehrner Schild fällt nicht aufs Haupt uns nieder,
nicht steht Woge fürchterlich uns auf:
Himmel scheint, ein sanfter Baldachin, aufs Haupt
uns nieder;
und der Fluss, ein Blumenband
schmiegt sich an Bergeslehne.
05 Auf dem Felsen in der Schleife freilich
opfert alter König am Altar[,]
seinen Sohn dem Himmel, dass auf Volkes Häupter
nieder
ehrner Schild nicht falle. Und er opfert
seinen Sohn dem Fluss, dass nicht die Woge
10 stehe wider Volkes Stätten auf. // 01v
Doch der Fluss, ein Blumenband, schmiegt sich an
Bergeslehne.
Himmel scheint, ein sanfter Baldachin
schon versöhnt auf Volkes Häupter nieder.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_023
- Seite / Blatt: 01r/v
Ehrner Schild fällt nicht aufs Haupt uns nieder,
nicht steht Woge fürchterlich uns auf:
Himmel scheint, ein sanfter Baldachin aufs Haupt
uns nieder,
und der Fluss, ein silbernes Geschmeid
05 schmiegt sich an den sichern Felsen, wo der
alte König opfert am Altar
seinen Sohn dem Himmel, dass aufs Haupt
uns nieder
ehrner Schild nicht falle. Und er opfert
seinen Sohn dem Fluss, dass nicht die Woge
10 aufsteh wider sichern Felsen Fuss<,>
dass er bleib ein silbernes Geschmeid,
sicherm Felsen der Himmel scheine
sanfter Baldachin aufs Haupt uns nieder.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_023
- Seite / Blatt: 02
Dieses scheidenden Tages
tröstlicher Abschied am Himmel,
wenn nieder blinkt
aus dem brennenden Kreis der Rose
05 hoch in der Kuppel der Vogel
herab in das felsige Tal:
Glanz trägt er noch auf den Flügeln
und bleibt Licht in den Klippen,
wenn ich schon kämpfe allein
10 mit dem Dunkel, das kriecht
aus den Schlüften und mir das gehütete Lämpchen
hämisch verzehrt.
Ob ich auch werfe den Mantel
wider den Feind,
15 immer grösser füllt er die Öde,
dringt in die Glut:
in das Gebet, das ich mühsam,
das ich bebend sende
die Bahn des Vogels zurück, // 01v
20 der jetzt neben mir, leise sprühnden Gefieders
bis zuletzt mich ermuntert:
dort hinauf zu der Rose,
die sich dreht in der Kuppel,
o über dem Abschied des Tags,
25 über der Schlucht mit der flackernden Lampe,
über des Abgrunds Versuchung.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_024
- Seite / Blatt: 01r/v
Tröstlicher Abschied
dieses Tages am Himmel,
wenn nieder aus dem brennenden Kreis
der Rose hoch in der Kuppel der Vogel
05 blinkt herab in das felsige Tal:
Glanz trägt er noch auf den Flügeln
und bleibt Licht in den Klippen,
wenn ich streite allein schon
wider das Dunkel, das kriecht
10 aus den Schlüften und mir das gehütete Lämpchen
hämisch verzehrt.
Ob ich auch warf den Mantel
wider den Feind,
immer grösser füllt er die Öde,
15 dringt in die Glut:
in das Gebet, das ich mühsam,
das ich bebend sende
die Bahn des Vogels zurück, // 01v
wenn er jetzt neben mir, leise sprühnden Gefieders,
20 bis zuletzt mich ermuntert:
dort hinauf zu der Rose,
die sich dreht in der Kuppel,
o über dem Abschied des Tags,
über der Schlucht mit der flackernden Lampe,
25 über des Abgrunds Versuchung.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_024
- Seite / Blatt: 02r/v
Dieses Tages tröstlicher Abschied, wenn nieder aus dem brennenden Kreis der Rose hoch in der Kuppel der Vogel blinkt herab in das felsige Tal: Glanz noch auf den Flügeln bleibt er, Licht, in den Klippen, wenn ich streite allein wider das Dunkel, das aus den Schlüften kriecht und mir das gehütete Lämpchen hämisch verzehrt. Ob ich auch warf den Mantel wider den Feind, immer grösser füllt er die Öde, dringt in die Glut, in das Gebet, das ich mühsam, das ich bebend sende die Bahn des Vogels zurück, // 02v wenn er jetzt neben mir, leise sprühnden Gefieders, bis zuletzt mich ermuntert: dort hinauf in die brennende Wölbung über dem Abschied des Tags, über die Schlucht mit der flackernden Lampe, über des Abgrunds Versuchung.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Details: Z. 01 Emendation: Tröstlicher → tröstlicher
- Besonderes: Text am Seitenbeginn nicht zugeordnet
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Prosagedicht
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_024
- Seite / Blatt: 02r/v
Unter der Jagd der Wolken brenn ich in den Felsen und zerreisse mein Kleid, dass mich nichts scheide von den Fluten des Himmels. Erst aber wenn in den Spalten der Wolken der Glanz erlischt und der dunkle Vogel, obgleich mit leise sprühenden Federn, ermunternd herabkommt, bricht die Blume silbern auf und streut den Samen auf meinen bereiten Acker: wie’s in mir wächst und wie mich der Vogel lockt, die Schwingen bewegend und, aufwärts zeigt mit dem Haupt, wie sich mir, dem Staunenden, da die Schmetterlingsflügel entfalten: ohne Schwere heb ich mich auf und wandle durch die Stille tönende Nacht, von den Wächtern der Sterne // 01v überallher mit Hochruf begrüsst, damit ich in der höchsten Blume süssem Abgrund trinke den Honig.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Prosagedicht
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_025
- Seite / Blatt: 01 r/v
Der du wie der ehrne Schild
reinigend herniederfällst,
Himmel, schone dieses Bild:
schone diese Sommerflur.
05 Der du wie der Drache wild
reinigend empor dich reckst,
Woge, schone dieses Bild,
schon’ der erntereifen Flur:
wenn der König am Altar
10 Sohnes schuldlos Blut vergiesst,
wird euch schrecklich offenbar,
dass sein Tod euch Leben gibt.
Der du wie der ehrne Schild
reinigend herniederfällst,
15 nur aus dem vergossnen Blut,
Himmel, deine Macht erhältst.
Der du wie der Drache wild
reinigend empor dich reckst,
nur aus dem vergossnen Blut,
20 Woge, Todes Zähne bleckst. // 01v
Himmel, Woge, schont dies Bild,
schont des Sommers Ernteflur.
Blut, das reinigt, stimme mild
Toddämonen der Natur.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Zusammenhängend mit Nr. 23?
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_026
- Seite / Blatt: 01 r/v
runde tönende Höhlung,
tönend die Stille, die da ist ewig,
immer gleich und kaum verändert
05 steigt auf und steigt nieder auf goldenen Sprossen,
Engel in immer klarerer Ordnung
sind die tanzende Wand, Überraschung,
des Raums bei näherem Zusehn.
Diese lebendige lose, beflügelte, steigende Mauer,
10 unendlich steigend,
wie doch fasst sie mich in ihr Steigen,
enthebt mich dorthin, auf neue Wiesen der Kindheit:
Vertrautheit ganz mit Hummeln und Gras,
ungetrennt von dem Himmel,
15 argloses Herz und in der Stunde der Engel
geöffnetes Antlitz.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskript-Ansatz (Glanz im unbefleckten Osten …)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_028
- Seite / Blatt: 01
Jetzt umfängt mich
der Muschel tönende Höhlung,
tönend die Stille, die
steigt an goldenen Sprossen aufwärts und nieder,
05 Engel in immer klarerer Ordnung
tanzen die Wand, Überraschung,
des Raums, bei näherem Zusehn.
Diese lebendige, lose, beflügelte, singende Wand,
wie doch fasst sie mich in ihr Steigen,
10 enthebt mich dorthin auf neue Wiesen der Kindheit:
Vertrautheit ganz mit Hummeln und Gras,
ungetrennt von dem Himmel,
argloses Herz und in der Stunde der Engel
geöffnetes Antlitz.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Details: V. 12 Emendation: den → dem
- Besonderes: Verso: Typoskript-Ansatz (Glanz im unbefleckten Osten …)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_028
- Seite / Blatt: 02
Der Muschel tönende Höhlung
umfängt mich,
tönend die Stille,
die steigt an goldenen Sprossen
05 aufwärts und nieder:
Diese lebendige, lose
beflügelte, singende Wand,
Engel in immer klarerer Ordnung,
tanzen den Raum Überraschung, :
10 sieh, er fasst mich ins Steigen,
hebt mich, hebt mich dorthin
auf neue Wiesen der Kindheit,
in Vertrautheit mit Bienen und Gras,
ungetrennt von den Himmeln,
15 argloses Herz und zur Stunde
Gottes geöffnetes Antlitz.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskript-Ansatz (Glanz im unbefleckten Osten …)
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_028
- Seite / Blatt: 03
Hier umfängt mich der Muschel
innere Wölbung, runde, tönende Höhlung,
tönend die Stille, die ewig
gleich auf steigt und nieder auf goldenen Stufen:
05 Engel in immer klarerer Ordnung
tanzen die Wand, Überraschung,
des Raums bei näherem Zusehn.
Diese lebendige, lose, beflügelte, singende Mauer,
unendlich steigend,
10 wie doch fasst sie mich in ihr Steigen,
erhebt mich dorthin auf neue Wiesen der Kindheit:
Vertrautheit ganz mit Bienen und Gras,
ungetrennt von dem Himmel,
argloses Herz und in der Stunde Gottes
15 geöffnetes Antlitz.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes:
Keine weiteren Zyklus-Texte bekannt
Verso: Typoskript (Wie die aufgebrochne Rose brennt die Liebe nicht einmal …), durchgestrichen - Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_028
- Seite / Blatt: 04
Was bedarf ich noch, um niederschwebend zu sehen
Denkmale heiliger Stadt und unversiegliche Brunnen
dieses Fluges hinweg und der Gefahr der Entrückung?
Alles ist hier, wenn ich nur die Wirrnis durchwandre,
05 löst sich alles in Licht,
herab von erhöhten Orten, Keller und Gossen bespülend:
hier ja gibt es nicht Niedres,
stets nur bleibt es ein Anschein,
verwirrend dämmriges Auge.
10 Nur wer schaut, den ereilt im Chor der ewigen Jungfrau
leuchtenden Bildnisses Macht, das zeugt vom
himmlischen Throne:
ihn nur zwingt die Treppe,
hinab zur Strasse, genannt nach Vier Brunnen,
dass er sich der Engel erinnre und ihres Tanzes,
15 wie sie schon Jakob gesehn,
auf ähnlichen, auf verklärteren Stufen.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes:
Ev. als Zyklus-Teil (II) geplant; vgl. Fassung (C): S. Maria Maggiore III und Piazza del Esquilino IV
Verso: Typoskript (In die Tiefe, wo das Chaos braust …), durchgestrichen - Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_029
- Seite / Blatt: 01