Manuskripte 1951
Inhalt: 81 Manuskripte zu 32 Gedichten (28 Endfassungen)
Datierung: 5.1.1951 – 8.12.1951
Textträger: 93 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 106 beschriebene Seiten
Publikation: keine
Signatur: A-5-c/01 (Schachtel 34)
Herkunft: Blaue Mappe -1951
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Diplomatische Umschriften; Dossiers mit fehlender Zuordnung der Textzeugen z.T. umgestellt
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
wandelnd ist der Stern herabgedrungen,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen:
Ob er auf den Bergen ging und Wälder dort entzückte,
05 ob er die Tiere ihrer Not entrückte,
ob er zerrissen stürzt in Stromes Fluten,
ein singend Haupt, von überall gerufen,
und schlagend auf die Augen aus dem Tod:
unsterblich ist, wer der Stummheit aufgebrochnen
Munds sein Lied entgegen sang,
10 Gesang, der flutet durch die Schluchten,
und dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen,
erreicht die fernsten Menschenbuchten,
und dort so tief gepflanzt wie andres Geschenk, wie
Korn und Öl,
schwindet nicht und nährt und trägt von neuem immer
Frucht des toten Hauptes Lied.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Teilweise gereimt -Verso: Typoskript↑ (Von den Gipfeln ist die fremde Taube …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_017
- Seite / Blatt: 01
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen,
ob er auf den Bergen Wälder entzückte,
ob er die Tiere dumpfer Not entrückte,
05 ob er zerrissen treibt in Stromes Fluten,
ein singend Haupt, das nimmer schweigend,
unsterblich ist, da es der Todesstummheit kühn
entgegensang,
Gesang, der flutet durch die Schluchten
und dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen,
10 erreicht die fernen Menschenbuchten,
und dort, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, die
anderen Geschenke,
er schwindet nicht und trägt von neuem immer
Frucht und nährt, des toten Haupts Gesang.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskript↑ (Von den Gipfeln ist die fremde Taube …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_017
- Seite / Blatt: 02
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen:
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfer Not entrückte.
05 Jetzt, zerrissen treibt sein Haupt in Fluten,
unberührbar Haupt dem Tod, dem kühn es gegensingt
Lied, das flutet durch die Schluchten,
dringt zum Meere stärker als Mänaden rufen,
greift die fernen Menschenbuchten,
10 und, so tief gepflanzt wie Korn und Öl,
schwindet nicht und trägt von neuem
Frucht und nährt: Gesang zerrissnen, flutgetriebnen Haupts.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskript↑ (Schwillt der Strom und mündet ins Meer …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_017
- Seite / Blatt: 03
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen:
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Drang entrückte.
05 Abgerissen treibt sein Haupt in Fluten,
unberührbar Haupt dem Tod, dem kühn es gegensingt,
Lied, das flutet durch die Schluchten,
dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen,
bis in ferne Menschenbuchten,
10 wo, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, es
schwindet nicht, und trägt von neuem
Frucht [,] und Nahrung noch den Enkeln:
Sangzerrissnen, flutgetriebnen Haupts.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Details: V. 05 Emendation: abgerissen → Abgerissen
- Besonderes: Verso: Typoskript (Schwillt der Strom und mündet ins Meer …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_017
- Seite / Blatt: 04
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Bau entrückte.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
05 wenn sein abgerissnes Haupt in Fluten
unberührbar treibt, dem Tode gegensingend
Lied, das flutet durch die Schluchten,
ruft zum Meere stärker als Mänaden rufen
bis in ferne Menschenbuchten, wo so
10 tief gepflanzt wie Korn und Öl es trägt von
neuem Frucht und Nahrung noch den Enkeln:
wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskript↑ (Wen du nicht vermagst das Unlenkbare zu lenken …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_017
- Seite / Blatt: 05
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
wenn er Wald und Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Bau entrückte.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
05 wenn sein abgerissnes Haupt in Fluten
unberührbar treibt, dem Tode gegensingend,
Lied, das flutet durch die Schluchten,
ruft zum Meere stärker als Mänaden rufen
bis in ferne Menschenbuchten,
10 wo, gepflanzt wie Korn und Öl, es trägt
neue Frucht und Nahrung noch den Enkeln:
wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes:
Am rechten Rand Hebungszahlen (Trochäen): 6 4 5 6 5 6 5 6 4 5 5 6
Verso: Typoskript↑ (Der Herzgesang, der aus dem Innern schwirrt …), durchgestrichen - Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_017
- Seite / Blatt: 06
Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
aus dem Purpur in Smaragd:
so doch glänzt die grüne Woge,
05 wo in Zelten auf dem Floss
schläft der König. Dem Erwachten
schlägt die grosse rote Fahne
hell die Seele, und er sieht
diesen schönen Boten der ihm
10 weist das neue Zeichen überm
Drachen, der heranschwimmt, schwarze
Flügel spreitend. Oben von dem
Goldgebälke giessen weisse
Engelrecken aus die Kelche
15 Todesblutes auf den Drachen,
den die Schlünde jäh verschlingen.
Einzieht jetzt der neue König // 02
in den endlich offnen Hafen,
in die aufgebrochne Stadt,
20 setzt sich hoch auf der Estrade
vor der Pfalz die Krone auf,
wo das Volk ihm jubelnd huldigt
unterm güldnen Baldachin.
Und der Engel schwindet, wie die
25 Blume Wogen Dufts verschwendend,
in den Purpur aus Smaragd.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskripte↑ (Der Herzgesang, der aus dem Innern schwirrt …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_018
- Seite / Blatt: 01, 02
Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
aus dem Purpur in Smaragd:
also glänzt die grüne Woge,
05 wo in Zelten auf dem Floss
schläft der König. Dem Erwachten
flammt der rote Baldachin
in die Seele, und er sieht
diesen schönen Boten, der ihm
10 weist den Drachen, der heranschwimmt,
schwarze Flügel spreitend. Aber
von dem Goldgebälke giessen
Engelrecken aus die Kelche
Todesblutes auf den Drachen,
15 den die Schlünde jäh verschlingen.
Einzieht jetzt der Sieger-König
in den endlich offnen Hafen // 04
in die aufgebrochne Stadt,
setzt sich hoch auf der Estrade
20 vor der Pfalz die Krone auf,
wo das Volk ihm jubelnd huldigt
unterm güldenen Gezelt.
Als der Engel schwindet, wie die
Blume Wogen Dufts verschwendend
25 in den Purpur aus Smaragd.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Besonderes: Verso: Typoskripte↑ (In des Spährenbebens ungeheurem Taumel …), durchgestrichen
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_018
- Seite / Blatt: 03-04
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
wenn der Löwe
dem Diener vor der Tür die Hand abbeisst
05 und hinein trägt
vor den Thron des Königs.
Des erschreckten Königs.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
10 wenn der fremde Gast
aufsteht und vom Löwen die Hand erbittet
und sie wieder gibt dem wunden Mann,
der sich niederwirft
und mit der Stirn berührt den Boden
15 vor eines Gottes wunderbarem Boten.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
wenn der andre Mann
küsst vorm Haus
20 des Königs Tochter<.> // 01v
Sie nimmt den Kuss
und Druck der Hand,
gedenkend nicht,
dass schon um eine verlockte Frau
25Reiche stürzten,
folgt ihm an den Strand –
wohin voraus ging
der entlassne Löwe.
Immer wächst
30 immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme
in dem inneren Gemach,
wenn im Saale draussen
fällt der König,
fällt der ganze Hof
35 nieder vor dem fremden Gast,
eines Gottes wunderbarem Boten:
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
wenn die Schwester
40 auf dem Pfad des Löwen flieht, // 02
wenn der König und der Hof
niederfallen vor dem fremden Gast,
der die Hand dem wunden
Manne wiedergibt,
45 als der Löwe
bringt die abgebissne vor den Thron.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_019
- Seite / Blatt: 01r/v, 02
Wer das weisse Brot sich bricht
und sein Glas hebt mit dem Wein,
sitzt, ob einsam, nicht allein
auf dem schwebenden Altan:
05 wissend ist er untertan
Himmels hoffnungsreichem Licht,
das herabströmt alle Sage
über geistbewohnten Baum,
alten Turm, der an dem Saum
10 heller Stunden immer war,
goldbedacht, kristallenklar,
dass der Trinker nicht verzage:
Brot ist Speise auch der Nacht,
und der Wein, wenn schmolz die Leuchte
15 unter dem Altan in Feuchte,
hat des Baumes Kraft und Reine
hellen Turms ins endlich Eine
stillbestimmte heimgebracht.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Details: V. 14 Emendation: Und → und
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_020
- Seite / Blatt: 01
Fluss drängt von dem Himmelsgipfel
nieder, nach der Lust des Sturzes,
stiebt empor den strengen Stein,
dass er überwinde, was
05 ihn noch hindert, hinzufallen,
wie der Steppenreiter jubelnd
ohne Zaum und Zügel fällt
in die Schlacht: wo Bäume, Blumen
diesen hellen Helden schauen,
10 braust er in den Abgrund der,
ob auch dunkel, mehr als Blust,
mehr als Reiz der Blumen lockt,
Fluss, der stürzt vom Himmelsgipfel.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_021
- Seite / Blatt: 01
Thron und Gipfel dieser Gärten
jenseits schon dem Untergang
heil am Rand des Weltenbebens
in den Auen mit Gesang,
05 welche dieses Ufer kränzen,
welche dieses Land begrenzen:
ruht in schimmerndem Gezelt
hoch auf steigender Terrasse
Herrin dieser ganzen Welt.
10 Lächelnd sieht sie die Barkasse,
Wimpel hell auf Mast und Rahen,
mit dem Schatz des Ostens nahen:
Was noch blieb von Ninive,
Babylons Eroberungen
15 kommen, wie der pure Schnee
silbern stürzt, Gebirg entrungen,
dass er zeuge und erwarme
in der Ebne blühnde Arme.
- Details
- Konvolut: Manuskripte 1951
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-c/01_022
- Seite / Blatt: 01