Entstanden: 21. März 1951

Weiss an dem ungebärdigen Himmel wogend im Föhn,
schaukelt der Mond: wie doch bläht sich die blaugrüne Seide, 
darauf hin und her rollt dieser bleiche Ball glanzlosen Lichtes. 
Alle Kinder erwachen und stehn auf den Dächern 
zu haschen den Ball, 
05 hüpfen und springen hinab in den Himmel, 
der sie auffängt und wieder emporwirft, 
die Jauchzenden, selber Gestirne, Gestirne der Märznacht, 
über der dunklen Strasse, die durch die Hügel führt 
mit den besinnlichen Bäumen und mit den Gräbern, 
wo die Toten der Jahrtausende stehn auf den 
Zinnen und lächeln den Geschwistern am Himmel. // 02
10 Tote und Kinder sind eins heute, und Kastor 
geht in der Höhe mit Polydeukes, zu grüssen 
Helena, die Schwester, die steht auf dem Grabmal 
und winkt den spielenden Brüdern. 
Wenn aber die bräutliche Blume des Aufgangs 
herabgeschwemmt nach der Wüste, 
öffnet am Rande des Himmels veilchenfarben die Blüte, 
denkt der einsame Mann in den Mauern des Grabmals 
der ewigen Dinge, 
15 noch der ewigen Dinge, wenn die Blume 
über dem Scheitel ganz entbreitet die rötlich
glühenden Blätter 
und empor aus dem Gewölbe steigt die Fürstin, 
steigt der geopferte Tross, 
den Mann zu locken in die Jahrtausende nieder, // 03
in das schwarze Licht der sonnenfern prangenden Gründe. 
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst 
20 und wo die Flamme sich anverwandelt die Traube: 
sodass er mitten im Tagspuk einsam kniet 
und den Thronenden anfleht und sieht.

Infos
  • Besonderes: Verso: Typoskripte (Irrgeworden vor dem Ueberhellen … / ↑In des Sphärenbebens ungeheurem Taumel …), durchgestrichen
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/01_011
  • Seite / Blatt: 03, 04, 05