Stillung des Sturms, gereinigter Himmel: der geleerten
Flasche blaugrünes Glas scheint wider im Strom.
Ungeduldig die Kähne wie Läufer vorm Zeichen zum Start.
Meine Kehle lechzt nach Ferne. Gefühl furchtbarer Leere;
Am Wüstenrand zu wohnen, vom Flugsand bedroht,
die spärlichen Stauden, die wenigen Beeren.
05 Aber der Garten braucht geduldige Wartung.
Plötzlich erhellt ihn blendend der Schweif des Kometen, // 05v
Smaragdgrün glänzt der Fluss. Dort
sind Bäume mit goldenen Kronen.
Wie schnell verleidet nicht die tägliche Speise!
Das Mahl lockt nicht mehr.
10 Hier doch erscheint plötzlich die Freude:
aus dem faden Wein erwacht der Gott von neuem.
Zutiefst in der perlmutternen Muschel steht er und lockt.
Angetan mit dem Fell des erschlagenen Raubtiers
lacht er, da seine List gelungen.
Sein Töten ist süss. Pforte des Rausches. Jenseits liegt
aus Wissen neue Verheerung.
15 Das ist furchtbar für den noch Sterblichen. Die andern
jedoch achten nicht mehr auf Schmerz.
Vom Pincio schauen sie nieder auf Rom, die sicher bemessene
Stadt.
Rings zwar droht lehmige Weite. Titanischer drohend in
der Ferne das Meer.
Hier aber sind die geistigen Kuppeln gewölbt und die Säulen
über das Vage erhoben.
Auf dem Kapitol leuchtet porphyrn Minerva. Zu ihren
Füssen der Quell kristallklaren Wassers.
Inhalt: 430 Manuskripte zu 151 Gedichten (50 Endfassungen)
Datierung: Mai 1948 – 4. 3.1951
Textträger: 280 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 174 Dossiers, 436 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (14 Gedichte), Verstreutes (6 Gedichte)
Signatur: A-5-b/02 (Schachteln 30/31) / pdf-Liste
Herkunft: Nr. 1-113: gräulich-grünliche Mappe EG 1 (1948/49/50); Nr. 114-174: grüne Mappe EG 2 (1951)
Kommentar: Willkürlich geordnete Konvolute, Zusammengehörendes oft in verschiedenen Dossiers
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen; diplomatische Umschriften nur bei Texten, die in Gesicht im Mittag publiziert wurden.