Entstanden: 11. Dezember 1949

Du stehst so hoch, o reine Göttin des Gelingens,
ob mich deine Schwinge jemals streift?
Du Vertriebne aus dem angestammten Reich,
dem du die Siegeskränze botest ein Jahrtausend:
05 wirst du den späten Erben dulden, des starke
Ahnen du so ohne Mass geliebt?
Er trägt das ihre, siehe, ohne Waffen, er trägt
das ihre zitternd, die Gestalt.
Die meisten gingen seit an deinem Bild vorbei und suchten
10 in den Höhlen der wilden Väter einen eignen Geist.
Doch fanden sie dort nur verdorbnen Honig
und gaben Saures den schon sauren Brüdern.
Du bliebst allein in leerer Halle. Du bedurftest
ihrer nicht, wie deiner sie bedurften (ob sies auch wussten nicht)
15 Nur wenige fanden den Weg zurück zu dir, die
wachsten, die wahrten deines alten Volkes Art.
So komm auch ich, ich wag es, zager Spätling,
mit kleiner Gabe: dass du mich einmal nur mit
deiner Schwinge streifst, so hoch du stehst, o Göttin des Gelingens.

Infos
  • Besonderes: Textträger: grünes Flugblatt der Studentenschaft Basel, Mai 1947
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-b/02_108
  • Seite / Blatt: 01