Entstanden: 18. Juni 1949

Der dunkle Herr
bricht herauf:
sein Gesicht ist dunkel
und sehend allein
05 ist das Auge des Lichtes.
Er sieht nicht, 
ihn treibt
wie Lava
dumpfer Wille empor. 
10 Und nicht weiss er 
was er zerschlägt 
was sein eherner 
Schädel durchstösst: 
plötzlich ragt sein Haupt 
15 über die glückliche Insel.
Die Arglosen sehn 
ihn furchtbar stossen
aus dem Abgrund hervor.
Sie schreien und fliehn 
20 vor dem leblos starrenden Auge.
Die Tiere verenden
in verborgenen Höhlen.
Grau fallen die Blüten
und die Blätter der Bäume
25 rollen  sich ein
unter dem tödlichen Schatten. 
Menschen wimmern
hier und dort noch hervor
unter den Leichen der Freunde.

30 Aber drüben erscheint
auf der Kimme der See
die Lanzenspitze der Göttin
und bald ihr blinkender Helm,
purpurn blüht die Flut
35 in neuen Blumen die Insel. ||
Aus dem Schatten treten
die anderen Götter,
die bisher verborgnen
Freunde sind sie der Menschen
40 und nehmen den Tod
leicht ihnen weg von der Stirn
Sie führen die Fischer ans Ufer
und locken ins Netz
ihnen goldene Fische
45 die reichen Früchte der Tiefe.
Licht entzünden sie überall:
die trüben Höhlen des Dunkels
sind nun Quellen des Lichts
das lauter quillt aus den Tiefen:
50 denn auch zu innerst ist Sonne.

Infos
  • Besonderes: Textträger: grünes Flugblatt der Studentenschaft Basel, Mai 1947
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-b/02_098
  • Seite / Blatt: 01