Nicht datiert! . . . (Mai 1948 *)

Stillung des Sturms, und gereinigter Himmel, wie bläuliches Glas,
das All scheint wider und schmilzt mit dem Strome in eins.
Ungeduldig die Kähne wie Pferde vorm Fallen der Startschnur.
Meine Kehle ist hungrig, die Ferne zu schmecken. Gefühl
furchtbarer Leere.
05 Zu wohnen stets am Rande der Wüste, die zierlichen
Stauden vom Flugsand bedroht,
das Heidekraut, die wenigen …
Ist sie das Letzte denn, diese Leere, die graue, tödliche Öde?
Der Wind, der von draussen kommt und alles vertrocknet,
die Traube am Stock und in den Türmen die Glocke?
Diese furchtbarste Drohung.
10 Der Garten muss dennoch geliebt sein. Im Wirklichen hält ihn
die Liebe.
Sie, der einzige Schild gegen den Ansturm des Nichts. // 01v
Denn dies ist die grauenhafte Gestalt, die neue, des alten 
Dämonen; einfach Nichts.
Noch ist der Engel des Lichtes, der geistige, der uns begegnet¿
in Mamre
und überall, wo wir sitzen im Schatten vorm Zelt
oder auf dem Dach des Hauses der Väter,
15 wo glücklich wir trinken und hinüber schaun zu den alten
Türmen der Stadt,
zu den Mauern, die fast versinken im Laub und dem
vielverschlungnen Geäst.

Infos
  • Details: V. 13: Terebinthe = Steineiche, Mamre= Abrahams Hain
    Motivischer Zusammenhang mit Engel des Lichts und Für einen Augenblick glänzt …
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: fehlt
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-b/02_039
  • Seite / Blatt: 01r/v