Verstreutes
Inhalt: Unselbständig publizierte Gedichte und Gedichtgruppen (Verstreutes)
Textträger: Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und andere Sammelwerke
Verzeichnet sind die von Raeber in Zeitschriften, Zeitungen und Sammelwerken veröffentlichten Texte (Verstreutes). Ausgeschlossen sind bloße Nachdrucke, die auf selbständigen Publikationen basieren.
Rot hervorgehoben sind die Letztfassungen von Gedichten.
Schweizer Rundschau; Monatsschrift für Geistesleben und Kultur, 1944/45, Heft 8, November 1944, S. 534-536 (3-teiliger Zyklus)
- Mendrisiotto 1-3
Wort und Tat. Internationale Monatsschrift 3, Oktober 1946, S. 129 (1 Gedicht)
- Tag und Nacht
Die Tat, Nr. 197, 22. 7. 1950, S. 5 (2 Gedichte)
(dazu Brief von Max Rychner, 18.7.1950)
- Willst du ganz enthüllen jener Gottheit …*
- Du näherst dich
Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Dez. 1950, Heft 1, S. 12-14 (3 Gedichte: Drei Gedichte von Kuno Räber)
- Engel des Lichts
- Was ist im trüben Moor das Reinere
- Wo denn anders ist dieser Strauch
Die Tat, Nr. 188, 14.7.1951, S. 13 (3 Gedichte)
Exemplar mit Widmung: Meiner lieben Mutter / Kuno / 18. 8.51
(dazu Brief von Max Rychner, 3.7.1951)
- Eine schwere Dolde lässt
- Wäre dieser Strom doch schon erhoben
- Nimmer fand ich die Rose
Neue Zürcher Nachrichten, Nr. 27, 1.2.1951, 3. Blatt, S. 8 (1 Gedicht)
- Das Schutzbild
Konturen. Blätter für junge Dichtung 2, Sept. 1953, S. 15-16 (3 Gedichte), hrsg. von Hans Bender
- Der Gang
- Die Jagd
- Der Pfau
Akzente (1954), Heft 2 (April), S. 177-179 (7 Gedichte: Der Gang)
- Der Pfau
- Der Baum
- Der Trauerbaum
- Die verwandelten Schiffe
- Der Gang
- Der Schläfer
- Der Entrückte
Hortulus. Illustrierte Zweimonatsschrift für neue Dichtung 4 (1954), Heft 1 (März), S. 16 (1 Gedicht)
(dazu Brief von Hans Rudolf Hilty, 25.3.1954)
- Auf der Insel gehn die gestrandeten Schiffer
Hortulus 4 (1954), Heft 3 (Sept.), S. 54-57 (9 Gedichte: Etüden);
Separatdruck mit Widmung (Schachtel 93): Avec les salutations les plus cordiales / K.R.
- Die Entführung
- Die Harfe
- Der Trunk
- Die Oase
- Der süße Quell
- Ankunft in der Oase
- Auf der Schaukel
- Das Haupt unterm Linnen
- Der Spiegel
Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Einsiedeln, Sept. 1954, Heft 4, S. 8-9 (2 Gedichte; Autorname: Kuno Räber)
- An den toten Sänger
- Votivbild
Hortulus 5 (1955), Heft 2 (Juni), S. 42 (1 Gedicht)
- Beim Anzünden der Zigarette
Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Begründet von Joachim Moras und Hans Paeschke. Nr. 87 (1955), S. 449-451 (4 Gedichte)
(dazu Brief von Hans Paeschke, 30.12.1954; Absagen der Redaktion hatte Raeber zuvor am 18.5.1950, am 8.11.1950 und am 2.9.1951 erhalten)
- Abend
- Die drei Kammern
- Lied aus der Wiege
- Die heilige Katharina
Jahresring 1956/57. Ein Querschnitt durch die deutsche Literatur und Kunst der Gegenwart. Stuttgart 1956, S. 214-216 (3 Gedichte)
Biographische Angaben:
[…] studierte Geschichte, Literatur, Philosophie in Zürich, Genf, Paris und Basel, wo er 1950 mit einer Arbeit über die Geschichtsbibel Sebastian Francks promovierte. Später ein Jahr Direktor der Schweizer Schule in Rom. 1952 Assistent am Leibniz-Kolleg in Tübingen. Seit 1955 als stellvertretender Protektor im Europa-Kolleg in Hamburg. – „Gesicht im Mittag“, 1950. – Zahlreiche Gedichtveröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, vor allem in „Die Tat“, „Konturen“, „Merkur", „Akzente“, „Matière“, „Schweizer Rundschau“, „Hortulus“und „Wort und Tat“. (S. 390)
- Tag und Nacht
- Die Sirenen
- Römische Reklamen
Merkur, Nr. 102 (1956), Heft 8 (August), S. 761-763 (4 Gedichte)
- Karussell
- Der Fudschijama
- Der tote Vogel
- Am Flußhafen
Hortulus 6 (1956), Heft 2 (Juni), S. 51 (1 Gedicht)
- Das inwendige Licht
Hortulus 6 (1956), Heft 4, (Dezember) S. 110-111 (1 Gedicht)
- Die Wespen
Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. 1956. Hrsg. mit Randnotizen von Walter Höllerer. Frankfurt a.M.. Suhrkamp 1956, S. 17, 205-206, 271 (3 Gedichte, je thematisch zugeordnet)
- Der Gang
- Am Flußhafen
- Der Pfau
Hortulus 7 (1957), Heft 1 (Juni), S. 37 (1 Gedicht)
- Der Mund (Sacro Bosco in Bomarzo)
Hortulus 7 (1957), Heft 6 (Dezember), S. 179 (1 szenischer Text)
Die Spinne im Busch (Zwischenspiel aus dem Stück «Der Opernabend»)
ensemble. Ein Schweizer Beitrag zur zeitgenössischen Lyrik. Bd. 1. Hrsg. von Peter Lehner. Bern: Benteli 1958, S. 58-65 (7 Gedichte, 3 davon Nachdrucke aus Die verwandelten Schiffe und Gedichte)
- Flüsse, Bäume, Winde
- Der Schacht
- (Der Optiker und der Klavierschüler)
- (Pause)
- Vita contemplativa
- Im Zimmer
- (Die Wespen)
Lyrik unserer Zeit. Hrsg. von Horst Wolff. Dortmund: Städtische Volksbüchereien 1958.
- Im Zimmer
Süddeutsche Zeitung, Nr. 112, 10./11. 5. 1958 (1 Gedicht)
- Der Fischteich
Die Zeit, 22.5.1958, S. ¿
- Es gibt dich also
Die Zeit, Nr. 22, 29.5.1958, S. 5 (1 Gedicht)
- Der heilige Sebastian von Peter Paul Rubens
Neue Zürcher Zeitung, 1.6.1958, Bl. 6 (2 Gedichte)
- Peter Paul Rubens: Der heilige Sebastian
- Die Engelsburg: Kaiser Hadrian spricht
Hortulus 8 (1958), Heft 3 (Juni), S 94 (1 Gedicht)
- Requiem für N.N.
Hortulus 8 (1958), Heft 5 (Oktober), S 157 (1 Gedicht)
Giorgio Orelli. Andante für Egeria (Übersetzung)
Jahresring 1958/59. Ein Querschnitt durch die deutsche Literatur und Kunst der Gegenwart. Stuttgart 1958, S. 206-207 (2 Gedichte)
- Die Sibylle
- Der Fisch und der versunkene Poseidon
Hortulus 9 (1959), Heft 2 (April), S. 44 (1 Gedicht)
- Windmühlen II
Merkur, Nr. 133 (1959), Heft 3 (März), S. 231-233 (3 Gedichte)
- Das Einhorn
- Quasi morto
- Die Staubwolke
Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 65, 7.3.1959, Blatt 11 (3 Gedichte)
Literatur und Kunst / Junge Autoren an der Arbeit (zusammen mit Hans Magnus Enzensberger, Rainer Brambach, Walter Gross)
- Metamorphose der Löwen
- Windmühlen
- Neapel: Pizzofalcone
Neue Deutsche Hefte. Hrsg. von Joachim Günther und Rudolf Hartung. Heft 63, Okt. 1959, S. 587-591 (9 Zyklen-Gedichte)
- Miracula St. Marci I-IX
Süddeutsche Zeitung, Nr. 68, 19./20.3.1960 (1 Gedicht)
- Die Münze
Hortulus 10 (1960), Heft 2 (April), S. 52 (2 Gedichte)
- Die Gosse
- Fallschirmspringer
blätter + bilder. Eine Zeitschrift für Dichtung, Musik und Malerei, hrsg. von Horst Bienek und Hans Platschek, 1961, Heft 12 (Jan./Febr.), S. 72-73 (Drei Gedichte)
1 Exemplar mit Tintenkorrekturen (vgl. Raeber an Horst Bienek, 20.3.1961)
- Das Ohr des Dionysos
- Ginster
- Pantheon
Neue Zürcher Zeitung, 9.7.1961, Blatt 6, Sonntagsausgabe Nr. 2591 (4 Gedichte)
Literatur und Kunst / Schweizer Autoren
- Flug
- Einsamer
- Der Spiegel
- Seestück
Das Schönste 7 (1961), Nr. 8 (August). München: Kindler und Schiermeyer Verlag. S. 53 (2 Gedichte)
- Vogel
- November
Süddeutsche Zeitung, 15.6.1963 (2 Gedicht-Nachdrucke)
Darunter: Aus dem soeben im Claassen-Verlag, Hamburg, erschienenen Gedichtband "Flußufer".
- Flucht
- Halkyonische Tage
Lyrik aus dieser Zeit 2 (1963/64). Hrsg. von Kurt Leonhard und Karl Schwedhelm. München/Eßlingen: Bechtle Verlag, S. 57 (1 Gedicht)
- Türe
Süddeutsche Zeitung, Nr. 266, 6./7.11.1965 (1 Gedicht)
- Tausendundeine Nacht: Wüste
Merkur, Nr. 219 (1966), Heft 6 (Juni), S. 549-550 (5 Gedichte)
- Der Ton
- Die Kugel
- See
- Einsicht
- Wenn du mit entfalteten Flügeln
Lyrik aus dieser Zeit 3 (1965/66). Hrsg. von Wolfgang Weyrauch und Johannes Poethen. München/Esslingen: Bechtle Verlag, S. 70 (2 Gedichte)
- Nachmittag am Meer
- An der Tür
- Keller
Süddeutsche Zeitung, Nr. 49, 26./27.2.1966 (4 Gedichte)
- Bei genauerem Hinschaun I-II
Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 63 Blatt 21 (Literatur und Kunst), 5.3.1966 (5 Gedichte)
Lyrikseite: Schweizer Autoren (Beat Brechbühl, Hand Rudolf Hilty, Kuno Raeber, Urban Gwerder, Manfred Gsteiger, Heide Keller, Gerhard Meier, Kurt Frey), mit Einleitung
- HASENGEDICHTE I-V
Panorama moderner Lyrik deutschsprechender Länder. Gütersloh 1966, S. 416
Antoinette Vischer. Dokumente zu einem Leben für das Cembalo zusammengestellt von Ule Troxler hrsg. von Markus Kutter. Basel: Birkhäuser Verlag 1976, S. 178
- Hasengedichte IX
Zürcher Festival der Poesie, 22. Sept. 1979 in der Roten Fabrik, Programmheft, S. 14 (3 Gedichte)
- Glück
- Täuschungen
- Wirf dich hinab
Luzerner Neuste Nachrichten, Nr. 295, 21.12.1979, S. 25 (9 Gedichte)
Diese Gedichte sind eine Auswahl bisher unveröffentlichter Arbeiten des in München lebenden Luzerner Schriftstellers Kuno Raeber (geboren 1922). Der Autor ist einer der drei Stipendiaten, denen Mitte Dezember von der Luzerner Literaturförderung 12 000 Franken für ein Werkjahr zugesprochen wurde.
- Untergetaucht
- Sommer und Winter
- Gefunden verloren
- Wohnungen
- Stillung
- Unverändert Verändert
- Rose
- Hinab
- Denkmal
orte. Schweizer Literaturzeitschrift, H. 27, Dez. 1979/Jan. 1980 (1 Gedicht)
- Wären nicht …
Neue Zürcher Zeitung, Nr. 57, 8.9./3.1980 (7 Gedichte)
Beigabe zu dem längeren Artikel Mythen als Seelenbilder / Begegnung mit Kuno Raeber. Anmerkung: Aus dem Manuskript des Gedichtbandes «Reduktionen»
- Täuschungen
- Lauschen
- Grotten
- Schleusen
- Baum
- Sommer
- Worte
Süddeutsche Zeitung, Nr. 265, 15./16.11.1980 (2 Gedichte)
Die Gedichte von Kuno Raeber erscheinen im Frühjahr nächsten Jahres in Rogners Edition bei Ullstein unter dem Titel «Reduktionen»
- Drüben
- Aufgerissen
Neue Zürcher Zeitung, Nr. 128, 4./5.6.1983 (11 Gedichte)
(2 Seiten, mit Foto, vorweg zu Raebers Abgewandt Zugewandt 1985, mit Essay Das schweizerische Sprachdilemma)
Kommentarspalte:
Schrift-Mundart?
m.v. Der Schriftsteller Kuno Raeber hat sich seit seiner Mittelschulzeit in Luzern intensiv mit dem Verhältnis und den Wechselwirkungen von Hochsprache und Dialekt auseinandergesetzt. Da er seit 1958 in München wohnhaft ist, hat er wohl bewusster als die hier ansässigen Schweizer wahrgenommen, wie sehr sich der Gebrauch der beiden Idiome in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Raebers Beobachtungen münden in die These, dass der Dialekt in der Schweiz nahe daran sei, selber Hochsprache zu werden, und dass auch der nächste Schritt, nämlich die Annahme des Alemannischen als Hoch- und Schriftsprache, unmittelbar bevorstehe. Diese Entwicklung, die freilich mit seinem eigenen Kulturverständnis unvereinbar ist und vor deren Folgen er mit allem Nachdruck warnt, hat Raeber in einem Essay analysiert, den wir hier in gekürzter Form veröffentlichen […].
Parallel zu diesem Essay und zu hochdeutschen Gedichten hat Kuno Raeber in den letzten zwei Jahren auch Lyrik in Luzerner Alemannisch geschrieben, um auszuprobieren, ob und wieweit der Dialekt ihm selbst als künstlerisches Ausdrucksmittel dienen könnte. Der Essay und die Gedichte, von denen wir hier einige vorstellen, sollen zusammen in einem Buch mit dem Titel «Abgewandt Zugewandt» erscheinen. Die Entscheidung für oder gegen die Einführung der Mundart als Sprache der öffentlichen Kommunikation und der Literatur wird nach Raeber allerdings eine politische sein.
- Escorial
- Escorial
- Meerkrebs
- De Chräbs
- New York
- De Alexius am Empire State
- Aber hinaus
- Vorsi
- Die Kugel
- Alles hinab
- Abgewandt Zugewandt
Luzerner Neu(e)ste Nachrichten, Nr. 169, 23.7.1983 (7 Gedichte)
(Beibehaltung des in den Typoskripten verwendeten ïe, allerdings mit Trema auf dem e)
Begleittext:
Kubo Raeber: Dialekt-Gedichte
Bü. Die hier abgedruckten Gedichte stammen vom 1922 in Luzern geborenen Schriftsteller Kuno Raeber (Bild), der seit 1958 in München lebt. Raeber, der 1950 in Basel promoviert hat, veröffentlichte bisher mehrere Romane und Gedichtbände. Für seinen letzten Roman, « Das Ei» , war er 1979 von der Luzerner Literaturförderung mit einem Werkjahr ausgezeichnet worden.
Raeber hat in den letzten zwei Jahren viele Gedichte in Luzerner Alemannisch geschrieben; daneben entstand Lyrik in hochdeutscher Sprache. Sie sollen im Herbst in einem Buch mit dem Titel «Abgewandt Zugewandt» erscheinen, der auch einen Essay Raebers über das Schweizer Sprachdilemma Hochdeutsch-Mundart enthält. Raeber glaubt, dass das Alemannische, der Dialekt, «in der Schweiz nahe daran» ist, «selber zur Hochsprache zu werden», dass die Balance zwischen beiden Idiomen nicht mehr existiert.
Der «Auslandschweizer» Raeber warnt vor der Eingleisigkeit: «Der heutige Schweizer erlebt sein Land als einen geschlossenen, von seiner nächsten Umgebung durch eine zwar unsichtbare, aber desto schärfere Linie abgetrennten Raum. Stuttgart liegt ihm ferner als New York» .
- Schwöre
- Schlöttli ond Gschtältli
- Fredetal
- Neu York I / II / IV
- De Schoppe
Tages-Anzeiger, 21.10.1983, S. 27 (5 Gedichte)
Unter dem Titel «Abgewandt Zugewandt» soll demnächst ein Gedichtband des Luzerners Kuno Raeber erscheinen: Raeber lebt seit 1958 in München. Die Gedichte, von denen wir hier einen Eindruck vermitteln wollen, sind zweisprachig: Hochdeutsch und Luzerner Alemannisch. Mit dem Spannungsfeld zwischen Mundart und sogenannter Schriftsprache befasst sich Raeber seit längerer Zeit: davon zeugt auch das Nachwort des Gedichtbandes «Über das schweizerische Sprachdilemma».
- Gfrörni
- Kennst Du nicht?
- Lichtung
- De Chöbel
- S Libli
Neue Zürcher Zeitung, Nr. 291, 14./15.12.1991, S. 27 (4 Gedicht-Nachdrucke aus Reduktionen)
Im Hinblick auf die Zusprechung des Luzerner Kunstpreises am 15.12.1991
→ Umfangreiche Zusammenstellung von verstreuten Texten in D-3-a-01/a-t (Schachtel 92)
Den Tag in der Steppe kühlt mehr als der Quell unter Eichen
das Lachen des Mädchens dem Burschen entgegen, der,
gelehnt an die Tür, schaut, kauend Kerne des Mohns, durch
geschlossene Lider.
Die Nacht, wo sieden die Flöten und kochen die Tamburine
05 empor ums finstere Stampfen der Mädchen und Burschen, kühlt tiefer
der überquellende Schein der einzigen Lampe
im Schiff der Kammer abseits, das schwimmt auf dem Brodeln.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Erstes von 3 Gedichten
- Zeitschrift: Jahresring 56/57. Stuttgart 1956, S. 214
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Zwischenfassung
- Signatur: D-3-b-01/a
- Identisch mit: Die verwandelten Schiffe 1957
Wenn sie sähn, wie die spanische Fahne als letzte
die Dockwand entlang schwebt,
Äßen die Damen dann noch Kuchen zum Tee
Und läse, den steifen Hut neben sich auf dem Sims,
der Bucklige die Illustrierte?
Als ob nicht die Schiffe die Stadt ins Meer zu
tragen begonnen hätten:
05 Und nur solang man aus den Werften das
Schwatzen und Rascheln laut überhämmert,
Um auch das letzte Schiff fertig zu machen,
Ist für Kuchen und Tee und fürs Blättern in
Illustrierten noch Zeit.
Doch wenn sie die spanische Fahne als letzte die
Dockwand entlang schweben sähen,
rüsteten sie sich schnell zur Abfahrt wie deine
Augen, die mich schon ließen,
10 Die der schwarzen Dockwand entlang schwimmen
im mittleren Feld der spanischen Fahne.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Vgl. Walter Höllerer an Raeber, 17.11.1956 (betr. Textabweichung)
- Zeitschrift: Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. Hrsg. von Walter Höllerer, S. 205-206
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Zwischenfassung
- Identisch mit: Die verwandelten Schiffe 1957
Wer den finstern Gang betritt am Tempel,
Wo die alten Bilder stehn: der Adler
Mit der Wölfin und dem Stier, im Holze faulend:
Ihn bestürzen die, die vor verwandelt,
05 In den Nischen hausen unterm Tropfgestein.
Und sie lecken ihm Gesicht und Hand, bis daß er,
Selbst ein junges Tier, die Zitzen saugt der Wölfin.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Randnotiz: Das Ding gebiert den Augenblick. „Wirkliche Realität ist immer unrealistisch“. (Kafka) In ihr wird das Spiel mit dem Ernst versöhnt, und die Zeit zeigt sich ihrer Schablone, die man für sie zuschnitt, überlegen. Der Augenblick verbindet Nähe mit größter Ferne; mit der Nähe wächst der Abstand. „Der Kiesel schauderte unter den Reben der Ferne“. (René Char)
- Zeitschrift: Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. Hrsg. mit Randnotizen von Walter Höllerer, S. 17
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Zwischenfassung
- Identisch mit: Die verwandelten Schiffe 1957
01 Sachte setzte der Pfau einen Fuß vor den andern und zog den Schweif knisternd hinter sich her auf dem Geländer, bis er an die Stelle kam, wo das Gebüsch wuchernd in den schwarzen Garten hereinbrach, mit dem Gezweig voller Düfte sich den Eintritt erzwang: Bis er dorthin kam, Kopf und Krone hob, zögerte erst und dann anhielt, so daß sein Schweif, einen Augenblick blinkend, vom Geländer hinabfiel und dann sich barg in den Zweigen.
02 Erschreckt nun hob sich ein Wind aus dem Busch, stob ein purpurner Faltersturm in den Glanz, der aus der Zweige Überhang aufging: Der Pfau schlug das Rad in die Nacht.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Randnotiz: Tiermasken lenken zurück zur Fraglosigkeit. Ein Bild bleibt, bloße Gegenwart, die weiter nichts mehr will, als bildhaft dazusein.
- Zeitschrift: Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. Hrsg. von Walter Höllerer, S. 271
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Prosagedicht
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Zwischenfassung
- Identisch mit: Die verwandelten Schiffe 1957 (keine Absätze))
Ehe das Moos den vom Efeu schon überwachsenen Schrei schließt,
tritt hinein in den offenen Steinmund.
Unter der Lampe, die baumelt vom Gaumen,
kaufe der Händlerin eine Karte mit dem Vulkan ab,
05 dessen Rauch den Horizont überrötet,
und mit dem steinernen Mund, wie er war,
ehe erstmals das Moos den vom Efeu schon überwachsenen
Schrei schloß:
eine Gartengrotte, wohin der Kavalier seine Dame
zog, weil unter den bunten Laternen die Geigen
10 peitschten das Blut, das schrie,
bis er mit ihr den steilen
Ohrweg hinanklomm zum Lid, wo Platz war zum Liegen …
Ehe Moosschweigen den Schrei schließt
und der Vulkan vergeblich den Tiefschläfer anruft,
15 ehe die Asche die Wange pudert,
die doch nicht zum Fest will:
Tritt hinein in den offenen Mund und kaufe die Karte.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: Hortulus 7 (1957), H. 2 (April), S. 37
- Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
- Textart: Verse
- Fassung: Zwischenfassung
- Identisch mit: Die verwandelten Schiffe 1957
Der Flüsse Läufe sind aufs Meer,
doch ist der Wirbelschnee
auf vieler Flüsse Läufe hin gerichtet.
Die leeren Bäume atmen auf, zu sehn
05 den Wirbelschnee ermüden;
doch vieler Flüsse Läufe bleiben
dennoch aufs Meer gerichtet unbeirrbar.
Und gibt es da und dort noch einen,
der achtlos läuft und träumt und läuft dann über,
10 und tut es gleich im Spiel dem Meer,
so ruft der Flüssemeister ihn zur Ordnung,
weil er sonst bald, wer weiß, zurück und bergwärts liefe
und würfe an gekränkte Stirnen plötzlich Gischt.
Kaprizen sind für die unverläßlichen,
15 den Wirbelschnee, die Bäume,
die bald im Blütenbausch posieren, bald,
weil sie meinen, dass ein Passant gekichert habe,
sich wieder in betonte Leere einziehn.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: ensemble. Ein Schweizer Beitrag zur zeitgenössischen Lyrik (1), Bern: Bentele, 1958, S. 58
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-b-01/a
- Werke / Chronos: Bd.7, 185
Ball, du fällst aus dem Spiel in den Schacht
und triffst auf des Grundes Schwarzschlamm, bald,
verwirrst ihn, erhellst ihn,
indes er dich hinwiegt ein wenig
05 und herwiegt zum Wandnaß.
Aber ehe du triffst auf des Grundes Schwarzschlamm, erwäge:
tief ist der Schacht,
und drin weiß man nicht mehr,
wo unten, wo oben;
10 des Grundes Schwarzschlamm ist unten, ist oben.
So bleib denn still, Ball, in der Mitte:
schon – merkst du's? – dreht sich
langsam um seine Achse der Schacht.
Warte mit Fallen.
15 Gewinnst du nicht den Lachdank der Augen
dort, so verlierst du auch nicht den Lachdank der Augen
hier und stehst im gespannten
Zug der Augen im Schwarzschlamm
gleiche Verwirrung, Erhellung nach unten, nach oben.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: ensemble. Ein Schweizer Beitrag zur zeitgenössischen Lyrik (1). Bern: Benteli, 1958, S. 59
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-b-01/a
- Werke / Chronos: Bd.7, 185-186
Auf dem leeren Kiesplatz
pißt der Torhund.
Die mürrischen Mönche
saßen den ganzen Tag auf dem
05 sorgfältig gekräuselten Kiesplatz
und sahn auf den Feldstein als auf die Welt,
die mitten im All schwimmt:
Doch jetzt pißt hier der Torhund.
Als es am Abend zu schneien begann,
10 drehte einer den Kopf und
rieb am Kragen den Hals,
so dass der Meister ihn mit dem Rohr schlug
auf den geschorenen Schädel:
Doch jetzt pißt hier der Torhund.
15 Inzwischen wards dunkel, und alle
schlurften über den Kiesplatz
mit steifem Genick und
rheumaschmerzenden Gliedern
zurück in die Zellen:
20 Und jetzt pißt hier der Torhund.
Am Feldstein auf dem
endlich von den mürrischen Mönchen geräumten
Kiesplatz verrichtet, würdig gesammelt,
sein großes Geschäft und pißt jetzt der Torhund.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: ensemble. Ein Schweizer Beitrag zur zeitgenössischen Lyrik. Bern: Bentele, 1958, S. 62
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-b-01/a
- Werke / Chronos: Bd.7, 186-187
Durch die Höhle, die Tapeten umwelken, wühlt er sich,
bis er, um in der plötzlichen Hitze unterm Daunengebirge
nicht zu verdursten,
die Früchte ißt, die er aus dem Laub der Kleider geraubt hat:
Die Blätter, ringsum auf dem Boden verstreut,
05 sähen eifersüchtig auf den Arm,
der den Ast an ihrer Stelle umfängt,
auf die Brust, die den Stamm an ihrer Stelle bedeckt,
wenn nicht der Vorhang Arm und Brust vor der Straßenlampe,
die mit der Windleiter immer anrennt, beschützte.
10 Doch das Treppenhaus rächt sie,
indem es durchs Schlüsselloch sein rostiges Licht in das
vergessene Auge hereinsticht.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: ensemble. Ein Schweizer Beitrag zur zeitgenössischen Lyrik (1). Bern: Benteli, 1958, S. 63; Lyrik unserer Zeit. Hrsg. von Horst WoIff. Dortmund: Städtische Volksbüchereien 1958.
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-b-01
- Werke / Chronos: Bd.7, 190
Es genügt, daß ein Wagen dem andern
beim Parken die Stoßstange verbeult,
um die Frau und zwei Männer,
mit Halbglatze den einen,
05 von ihrem Eis auf der Terrasse
aufschießen zu lassen;
um das kleine Mädchen im Schottenrock
auf den Stuhl steigen
und alle vier ihre Blicke auf den Parkplatz richten zu lassen:
10 Neugier genügt.
Es genügt, daß die Sonne
sich einen Augenblick hinter Wolken zurückzieht,
damit sie alle
sich wieder setzen und wieder ganz auf ihr Eis konzentrieren:
15 Ein Tadel genügt.
Es genügt, daß die Fliegen
hin und her durch die Luft
schwärmen, damit wieder offen
der Teich liegt mit dem immer
20 unmerklich erneuerten Wasser,
damit die Fische,
die dem Helios heilig sind, schwimmen:
Mehr als alles,
Erinnerung, die genügt.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: Süddeutsche Zeitung, Nr. 112, 10./11. 5. 1958
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-a-01/d
- Werke / Chronos: Bd.7, 187
Schön, dass du da bist mit Wimpern,
Durch die dieser vorsichtig blaue
Zehnuhr-Himmel dringt,
Und zu mir die Augen aufschlägst
05 Und sagst: ich liebe.
Schön das Begehren der Luft,
Wenn du in ihr langsam
Auf mich zukommst
Und zwischen uns nichts mehr
10 Gesprochen zu werden braucht,
Während die einfache Landschaft dir im Rücken
Sich mit dem Fluss nach Süden
Einschifft.
Deine Hände haben sich eine Nacht lang
15 Im Dunkel bewegt und waren schön,
Als du sie im Nacken
Verschränktest.
Es gibt dich also mit deinem
Unruhigen Haar und den leicht geöffneten
20 Lippen, die jetzt beinahe
Der in der Wärme geplatzten Kirsche gleichen,
Die gerade ins Gras fiel …
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Wirklich von Raeber?
- Zeitschrift: Die Zeit, 22.5.1958
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Fassung: Letzte Fassung
- Werke / Chronos: Bd.7, 188-189
Wer es vermöchte,
dich hinauszuführen zum Schilfplatz,
wo der schlammbärtige Greis einen Moment
innehielte im Ausgießen des Flußkrugs,
05 um, wenn auch umsonst, zu entdecken,
warum du hier stöhnend am Baum stehst:
Wer dies vermöchte,
dem bliebe erspart,
in der Lapislazulihöhle der Kirche
10 aufzuzucken unter dem Schwirren
eines jeden einzelnen Pfeils,
der aus dem Hinterhalt der Gebete
deinen Leib trifft.
Dort draußen schwängen die Engel
15 sich von den Zweigen, zu trocknen
mit Linnen dein Blut,
so daß noch stummer stünde das Staunen des Greises.
Wenn er dich auch vielleicht, mit Mühe, endlich erkännte,
so erkännten dich kaum je die verdrängten
20 Luftgeister, Flußfrauen, Dryaden:
Wer es vermöchte …
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Details:
V. 18/19 erkännte] erkennte (Gedichte 1960)
- Zeitschrift: Die Zeit, Nr. 22, 29.5.1958 (Feuilleton), S. 5
- Letzter Druck: GEDICHTE 1960
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Zyklus: ja
- Signatur: D-3-a-01/e
- Identisch mit: GEDICHTE 1960