Samstag, 22 Juli 1950

Willst du ganz enthüllen jener Gottheit …*

Willst du ganz enthüllen jener Gottheit
Bildnis, das der Schatten noch bedeckt:
weichen an den Eingang die Gefangenen,
scheun den Grund noch mehr, den stets sie scheuten,
05 weil, sie alle zu empfangen, aufgeht
des Gefängnisses Gefängnis; taube
Tiefe, wo doch Nacht schon düster drückte,
schaut sie an, das abertote Auge,
das Erinnerung selbst an Leben löscht.

  • Details:

    V. 03 Gefangenen] Gefangnen (Gesicht im Mittag 1950)

  • Besonderes:

    Erstes von 2 Gedichten (Gedichte)
    Vgl. Max Rychner an Raeber, 18.7.1950:

    […] ich habe Ihre Gedichte mehrmals und zu verschiedenen Zeiten gelesen und habe zwei davon zurückgelegt zum Abdruck. Auf diesen legen Sie ja das Hauptgewicht.

    02 Mir scheint, Sie haben recht: weiterhelfen können nur Sie allein sich; auf dieser Stufe bringt Bereden kaum mehr Förderung. Ich bin erstaunt, wie Sie Niveau und Klang rein durchhalten in diesen Gebilden, die aus gewollter Entfernung tönen oder antönen. Als Findlinge und Fremdlinge darin fielen mir Begriffe auf wie: Mitte, das Reinere, Wesensgebilde – die ohne Kraft daliegen; auffiel mir auch die menschenleere Landschaft in ihrer mythischen Vereinfachung, selten mit einem eigenen schauenden Blick angegangen.

  • Zeitschrift: Die Tat, Nr. 197, 22.7.1950, S. 5
  • Letzter Druck: GESICHT IM MITTAG 1950
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Signatur: D-3-a-01/a

Inhalt: Unselbständig publizierte Gedichte und Gedichtgruppen (Verstreutes)
Textträger: Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und andere Sammelwerke
vgl. Verzeichnis der unselbständigen Publikationen

Weitere Fassungen

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