Diese Seite drucken

DIE TRUHE

Du kannst kaum noch atmen. Die andern
Kinder haben den Speicher
verlassen. Du hörst von der Treppe
deinen Namen. Hart
05 stößt es dich ins Gesäß. Ein Hund
ist hier vor Jahren verendet. Schneller
als du. Du stemmst dich noch gegen
den Deckel der Truhe und hast
wieder Luft. Aber
10 dein Arm ist zu schwach.

In der Nacht wirst du noch hören, wie jemand
kommt und die Maske des Gärtners, die Maske
der Gärtnerin aus dem Schrank holt.
Aber du wirst nicht mehr
15 rufen und dich nicht mehr gegen den Deckel der Truhe
stemmen. Du wirst das Rascheln, das Kichern
eben noch hören. Und dann,
bevor du erstickst, das Knarren, das Rascheln,
das Kichern hören herauf von der Treppe.

  • Letzter Druck: GEDICHTE 1960
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Strophen: ja
  • Seite / Blatt: 25
  • Textnr.: 020
  • Werke / Chronos: Bd.1, 106
  • Nachdruck: Panorama moderner Lyrik deutschsprechender Länder, Gütersloh 1966, S. 416

Titel: GEDICHTE
Verlag: Claassen Verlag GmbH, Hamburg (1960)
Druck: Poeschel & Schulz-Schomburgk, Eschwege
Inhalt: 46 Gedichte
Textträger: Broschiertes Oktavbändchen, gelber Umschlag, 56 Ss

Vorstufen: Notizbuch 1955-57, 1957-58, 1958-61, Manuskripte 1957, 1958, 1959-60, Typoskripte 1957
Kommentar: Auslieferung: 29.3.1960; Beschreibung

Weitere Fassungen