Der Flügelfrühling und die zerstreuten
Federblätter liegen unter dem schwarzen
Ameisenschnee ihres Winters,
der auch dies flache Bild auf dem Boden
05 – vom Herbstrad des Autos schnell
aus dem Stoff und der Farbe des Vorbilds gebildet –
noch schmölze: Wenn nicht das vom Rand
der Straße aufgeworfene Blicknetz des Knaben
es zöge hinein in den Teich
10 der Augen, die jetzt noch blinzeln über
dem Schmatzen, dem Apfelkauen des Mundes:
weit noch vom Traum und vom gewittrigen
Sommer, der das Bild vom Grund, wo es lange
bleibt, wenn es hin und her auf der Fläche
15 geschaukelt und endlich hinab
gesunken, künftig einmal von neuem
deutlich und schwarz überwimmelt heraufspült.
DER TOTE VOGEL
- Details
- Konvolut: GEDICHTE 1960
- Details: 08 aufgeworfene] ausgeworfene (alle vorangegangenen Textzeugen)
- Besonderes: Schon 1954 entstanden (nicht in Die verwandelten Schiffe) aufgenommen
- Letzter Druck: GEDICHTE 1960
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Seite / Blatt: 05
- Textnummer: 001
- Werke / Chronos: Bd.1, 83 / Dieses enorme Gedicht, 105
Titel: GEDICHTE
Verlag: Claassen Verlag GmbH, Hamburg (1960)
Druck: Poeschel & Schulz-Schomburgk, Eschwege
Inhalt: 46 Gedichte
Textträger: Broschiertes Oktavbändchen, gelber Umschlag, 56 Ss
Vorstufen: Notizbuch 1955-57, 1957-58, 1958-61, Manuskripte 1957, 1958, 1959-60, Typoskripte 1957
Kommentar: Auslieferung: 29.3.1960
Titel auf dem Umschlag in Minuskeln, auf der Titelseite in Versalien (KUNO RAEBER / GEDICHTE), auch Gedichttitel in Versalien und Sperrdruck
Auflagenhöhe: 700 Exemplare
S. 5-51 Texte, S. (53f.) Inhaltsverzeichnis mit durchnumerierten Gedichten
E. Groenewold (Claassen Verlag) an Raeber, 8.3.1960:
Nun haben wir wirklich im allerletzten Augenblick noch Ihre beiden neuen Vorschläge, das Gedicht DER KARDINAL aus der Neuen Zürcher Zeitung und den Dialog hinzufügen können. Der Dialog ist ein schöner Abschluß des Bändchens. Auch den Hinweis auf DIE VERWANDELTEN SCHIFFE haben wir hineingenommen.
In etwa zwei Wochen werden Sie nun wohl die ersten fertigen Exemplare in Händen haben.
Die Auslieferung des "kleinen Bandes" der GEDICHTE wurde Raeber von Hilde Claassen am 29.3.1960 mitgeteilt (B-4-c-GED; hier auch die übrigen Dokumente zu Publikation und Honorierung und Rezensierung des Gedichtbandes).