Hochdeutsche Gedichte 1985

(= Abgewandt Zugewandt — Erster Teil: Hochdeutsche Gedichte)
Titel: Abgewandt Zugewandt / Neue Gedichte / Hochdeutsch und Luzerner Alemannisch / Mit einem Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma
Verlag: Ammann Verlag AG, Zürich (1985)
Druck: Benziger AG, Einsiedeln
Inhalt: 52 hochdeutsche Gedichte (+ 36 Mundart-Gedichte + Essay); darunter 5 Zyklen:
Beschwörung I-V, New York I-VI, Rom I-IX, Escorial I-III, Frankfurt am Main I-II
Textträger: Broschiertes Bändchen mit Umschlag-Porträt, Spaltentexten, 128 Ss;
S. 5-61 Hochdeutsche Gedichte; S. 63-102 Alemannische Gedichte, S. 104-122 Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma
Vorstufen: Notizbuch 1980-1988, Manuskripte 1979-1983, Typoskripte 1983
Kommentar: Vgl. auch Raebers Typoskript Zur Entstehung und die Verlags-Absagen (Lenos, Zytglogge, Luchterhand)
Umschlag vorn mit Autoren-Porträt (R. Hilgering)
Druckvorstufen
A-5-h/04 – Typoskripte
Titelblätter + Nachwort ("Vortyposkript")
Dossier 1: ABGEWANDT ZUGEWANDT – Zur Entstehung (4 Kopien)
Dossier 2: Abteilungstitel (2 Kopien) + Inhaltsverzeichnis (wie A-5-h/05_001)(Die ersten achtzehn Gedichte entstanden zwischen dem 7. Dezember 1980 und dem 11. Februar 1981, noch während ich an "Vor Anker" arbeitete, der Rest nach Beendigung des Stücks seit dem 18. September 1981.Zum Essay über das schweizerische Sprachdilemma machte ich neben der Arbeit an den Gedichten fortwährend Notizen, die Erstfassung schrieb ich dann zwischen dem 14. Juli und dem 25. August 1982. Die Schlussfassung wurde am 25. Februar 1983 beendet.)
Dossier 3: Buchtitel (3 Durchschläge)
Dossier 4: Nachwort (Typoskript mit Direktkorrekturen und hs Korrekturen; von Hand numeriert S. 2-20, datiert 25.2.1983; S. 1 ausgelagert in Dossier 5. Kopie in Dossier 5 und A-5-h/05_017)
Dossier 5: - Bl. 1 (Beginn Nachwort; Typoskript; vgl. Doss. 4, Titel hs ergänzt: Hochsprache und Dialekt – ein schweizerisches Problem)
- Bl. 2ff. Nachwort, pag. S. 1-20 (Kopie von Do.. 4, mit weiteren Bleistiftkorrekturen, vermutlich von fremder Hand, im Druck nicht berücksichtigt.
Dossier 6: Nachwort (Kopie wie Doss. 5); ebenso Dossier 7 und 8.
A-5-h/05 I – Typoskripte
Fotokopien des vollständigen Typoskripts mit Titelei, Inhaltsverzeichnis, Nachwort
Dossier 1-17, pro Dossier mehrere Blätter
Dossier 1: Titelei
Dossier 2-9: HOCHDEUTSCHE GEDICHTE
Dossier 10: ALEMANNISCHE GEDICHTE (Titel)
Dossier 11-16: ALEMANNISCHE GEDICHTE
Dossier 17: Nachwort (S. 97-116)
Roter Umschlag: Kuno Raeber / ABGEWANDT ZUGEWANDT / (Typoskript 116 SS.)
Titel: KUNO RAEBER / ABGEWANDT ZUGEWANDT / Neue Gedichte – Hochdeutsch und Luzerner Alemannisch / Mit einem Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma
Inhaltsverzeichnis: zweispaltig (HOCHDEUTSCHE GEDICHTE: | ALEMANNISCHE GEDICHTE:); Titel mit Raebers Paginierung versehen:
53) Frankfurt am Main I / Der Adler
55) Frankfurt am Main II / Der Vierzehnte Juli
usw.
Von Texttiteln abweichende Schreibungen:
68) Wötsche Verwötsche
83) Schtrooss
Textseiten aoR Mitte von Hand durchnumeriert: 3-56 (Hochdeutsche Gedichte), 58-95 (Alemannische Gedichte), 97-116 (Nachwort); je ein Gedicht pro Blatt (außer Frankfurt am Main I und II, Schwören, Neu York IV), längere Texte auR gedrängt;
Gedichttitel in Versalien; Zyklentitel bei jedem Zyklengedicht wiederholt:
BESCHWÖRUNG / I
BESCHWÖRUNG / II
Tilgungen im getippten Text durch xxx; manuell durch Filzstift; einzelne Korrekturen von Hand eingefügt, häufig die Änderung des Zeilenumbruchs betreffend (Abweichungen vom Drucktext werden bei der Wiedergabe des Erstdrucks angegeben).
Besonderheiten der Schreibung: überall schweizerisches ss für ß (Strasse), i-Diphtong bei Mundartgedichten (Liëcht) als ië (ö, durch e überschrieben o. umgekehrt); ië nicht in den Druck übernommen
A-5-h/05 II – Typoskripte
Kopien wie I, gleicher roter Umschlag, gleiche Dossier-Anordnung
Dossier 18-32, gleiche Aufteilung wie I
A-5-h/06 – Typoskripte
Kopien wie A-5-h/05, Dossier 1-13 gleich angeordnet, 14-16 in Dossier 14 zusammengefasst, Dossier 15 (Nachwort), Dossier 10 zusätzlich eingeschoben für Zwischentitel
Blassroter Umschlag: Abgewandt Zugewandt / (Druckmanuskript) / (116 SS.) / Kuno Raeber, Ainwillerstrasse 1, D-8000 München 40 / Tel 004989 /39 3351
Manuelle Einfügung von Titeln bei einigen Zyklengedichten: Beschwörung I (DIE KUGEL), New York IV (SAUGEN), New York V (HÄUTE), New York VI (DIE PYRAMIDE) ev. erst nachträglich, und dann auch in die Korrekturbogen übertragen, aber nicht in den Druck übernommen.
A-5-h/07 – Druckmanuskript (für Textwiedergabe verwendet)
Durchschläge (z.T. Kopien) der Typoskripte von A-5-h/0, mit satztechnischen Auszeichnungen und gestempelten Blattnummern (00001-00119); Titelei vom Verlag; oben Paginierung durch Raeber (3-116).
- Dossier 1-9 HOCHDEUTSCHE GEDICHTE (wie A-5-h/05),
- Dossier 10-13 ALEMANNISCHE GEDICHTE (ohne sep. Titelei)
- Dossier 14 Nachwort.
Besonderheit: diphtongiertes "ië" bei den Mundartgedichten als überschriebenes "iö" dargestellt, z. t. mit Bleistift (Setzer) zu "ie" korrigiert (vgl. v.a. bei SCHTROOSS); auch Verdeutlichungen mit Bleistift
A-5-h/08
8 Dossiers mit ausgewählten Kopien: 11, 15, 16, 18, 19, 21, 22, 26, 28, 30, 31, 34, 35, 36, 40, 46-51, 61, 63, 64, 65, 66, 68-73, 76, 77, 80-83, 88, 89, 92, Nachwort
Roter Umschlag
Dossier 2:
Inhaltsverzeichnis mit hs Angaben von Zeitschriften (NZZ: 3, 9, 22, 26, 30, 33 (durchgestrichen), 37 (durchgestrichen), 40, 51, 64, 70 (durchgestrichen), 72, 83 (durchgestrichen), 89, 92; FAZ: 4, 6, 8, 38, 39, 41, 42, 43, 44, 45)
Durchschlag: Zur Entstehung
A-5-h/09 – Korrekturbogen
Roter Umschlag: Abgewandt Zugewandt / (mit handschr. Vorbemerkung) / (Probeabzug?)
Je 2 nebeneinander abgesetzte Seiten pro A4-Blatt, mit definitivem Satz und Seitenzählung (6-61, 65-100, 102-121). Im Mundart-Teil wird die ss-Schreibung beibehalten, ië hingegen in ie aufgelöst, wodurch es mit dem langen i (ie) zusammenfällt.
Handschriftliche Korrekturen, auch z. T. Eintragung der schon im Typoskript eingefügten zusätzlichen Titel (S. 41 Saugen, S. 44 Häute).
Anpassung der Gedichttitel an Spaltenformat
Einzelne Korrekturen:
S. 7 BESCHWÖRUNGEN → BESCHWÖRUNG
S. 13: Hacke → Jacke
S. 40: Zypresse jedoch → Zypresse
S. 41: nirgendwo aber → nirgendwo
S. 80: e d Hofchele ome → om d Hofchele ome
S. 95: nämlich → nämlech
S. 102: töndsi → töndsdi / de töndsdi → töndsi
Inhaltsverzeichnis: definitive Seitenzahlen; Korrektur: Rom IV-6 → Rom IV-V
Notat auf Blatt HOCHDEUTSCHE GEDICHTE (verso):
Dialektproblem seit Kindheit. Wie heisst es? Heftige Abneigung dagegen. Dann, in der langen Abwesenheit, Nachdenken. Vergleichen. Veränderung der Welt. Weltkultur statt Nationalkultur. Als Gegenbewegung Rückzug ins Lokale. Darüber nachher anhand des Nachworts. Für mich persönlich aber auch ein Zurücktauchen in die Kindheit, in eine Erinnerung an etwas, das es so natürlich nie gab Reinkarnation? Erinnerung an ein früheres Leben. Grotesk und absurd auch. Die Ängste der Kindheit. Abgewandt + Zugewandt
A-5-h/10 – Kontrollabzug vom Film
30 A3-Blätter, Computerausdruck vom 1. März 1985 mit Zeilenzähler; Titelkorrektur: Mit einem Essay → Nachwort
Inhaltsverzeichnis ohne Seitenangaben; Korrektur: em Empire State → am Empire State
Zyklentitel bei Einzelgedichten wiederholt
Sp. 4 Titel: Beschwörungen → Beschwörung / Untertitel (Die Kugel) gestrichen
Sp. 27 Alemanische Gedichte → Alemannische Gedichte
Sp. 28 was gorgelet → wes gorgelet (Lose ond luege, V. 02)
Sp. 34 ond meht → ond met (Pfadfender, V. 10)
Sp. 42 töndsi → töndsdi (Amschterdam, V. 21)
Klappentext (vorn):
Dieses Gedichtbuch ist in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich: einmal versammelt Kuno Raeber darin neue hochdeutsche Gedichte, zum andern treten zu diesen, und durchaus eigenständig, Versuche des Autors in seiner Mundart, dem Luzerner Alemannischen, hinzu.
Seit vier Jahren beschäftigt sich Kuno Raeber mit der Mundart und experimentiert mit ihr für seine künstlerische Botschaft. Diese Mundarttexte sind nicht nur Übersetzungen der hochdeutschen Gedichte, es sind vielmehr dichterische Gebilde, die nur so und in dieser Sprache verfasst werden wollen.
So sind in Abgewandt Zugewandt zwei Gedichtbücher vereinigt, in zwei Sprachen geschrieben, die miteinander den Autor gemeinsam haben, deren Welt zwar dieselbe und doch nicht die eine ist. Was unserm Buch den Titel gibt, das Bild des Abwendens und des Zuwendens, das thematisiert der Autor in seinem Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma, was hier stellvertretend für andere Regionen des deutschen Sprachraums gelesen werden kann.
Tages-Anzeiger, 27.6.1985
(mit Abdruck von Abgewandt Zugewandt und Neu York IV)
Dialekt, Schriftsprache, Nation
Der in München lebende Schweizer Schriftsteller Kuno Raeber hat in diesem Frühjahr einen Gedichtband vorgelegt, der in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich ist. Zum einen vereinigt er hochdeutsche und Gedichte in Luzerner Mundart. Zum anderen enthält er – sozusagen als eigenständiges drittes Kapitel – ein lesenswertes und, zumindest in seinem deskriptiven Teil, auch ebenso informatives wie scharfsichtiges «Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma»: Sprachtheorie und artistische Sprachpraxis in einem Buch, vereinigt unter einem sphinxhaften Doppeltitel, der auf inhaltliche Spannung und ästhetischen Reiz hindeuten will.
Die hochdeutschen Gedichte sind auffällig mit Welt und Geschichte aufgeladen. New York, Rom, Frankfurt, der Punische Krieg sind die Stationen, die von der poetischen Imagination begangen werden. Mitunter bedienen sie sich einer für mein Empfinden zu modernistischen Attitüde, des Sprachgestus einer Avantgarde, die schon ein wenig verstaubt wirkt. Sie sind befrachtet mit den Signalwörtern abendländischer Kultur und brechen ihre Zeilen gerne gegen den Duktus des Sprachverlaufs. Die kürzeren Gedichte – etwa jene über Rom – bestechen durch ihre Verdichtung, andere Stücke wirken auf mich rhetorisch spröde und prosaisch.
Anders die Dialektgedichte. Die dürfen ihre Zeilen häufiger bis zum Ende auslaufen. Aus «New York» wird «Neu York», und Weltläufigkeit schrumpft noch an den entferntesten Orten («Escorial», «Amschterdam») zur Reise in einen begrenzten alemannischen Kosmos. Naive Beharrung statt endzeitlicher Weltklugheit: Das andere Idiom erzeugt offenbar sein eigenes Klima.
Die Kluft zwischen gehörter und gelesener, gesprochener und geschriebener Sprache endlich zu überwinden, empfiehlt Raeber in seinem Nachwort. Und er nennt auch […] das Mittel: die Ersetzung der bisherigen, ungeliebten Schriftsprache durch den Dialekt. […]
Jochen Kelter
Häute von den
Wänden hängende
Häute abge-
schälte abge-
05 zogene Häute
überall von allen
Wänden herunter
hängende Häute vom
Blut vom Fleisch von den Knochen
10 befreite reine
gereinigte Häute
an Nägeln an reinen
gereinigten Köpfen
der Nägel herunter
15 hängende Häute
von den säuberlich in den
geputzten in den geschrubbten
Wänden von allem
Schmutz gesäuberten Nägeln
20 von den blitzenden Köpfen der Nägel
reinlich verteilt über die peinlich
gereinigten Wände herunter
hängende Häute.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Besonderes: Eingefügter Untertitel: Häute (Korrekturbogen)
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 44
- Textnummer: 037
- Werke / Chronos: Bd.1, 334 / Dieses enorme Gedicht, 195
Wärst du nur hinten
in der Schlange geblieben und hättest
dich nicht nach vorn ge-
drängelt sie hätten
05 dich noch früh genug
an die unterste Stufe der Treppe
geschoben sie hätten
dich noch früh genug die Treppe
Stufe für Stufe hinauf
10 gestoßen sie hätten
dich noch früh genug
auf der obersten Stufe der Treppe
festgehalten sie hätten
dich noch früh genug
15 nicht mehr zurück
nie mehr hinunter gelassen
sie hätten
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Besonderes: Eingefügter Titel: "Die Pyramide" (Korrekturbogen)
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 45
- Textnummer: 038
- Textverweis: Neu York III / De Alexius am Empire State
- Werke / Chronos: Bd.1, 335 / Dieses enorme Gedicht, 196
Bis hoch hinauf das
Geröll die Schwärme
der Tauben die Hündin
alt mit hängenden Zitzen
05 das brünstige
Zucken der Zunge Geruch
noch immer
scharf zwischen den Steinen.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 46
- Textnummer: 039
- Werke / Chronos: Bd.1, 337
Der Schatten
plötzlich auf dem entleerten
Platz. Die Asche
unter dem Rost die
05 eingetrockneten Tropfen
Erinnerung an die
irdische an die
himmlische Liebe ein Schwirren
bald näher bald ferner. Das Rad
10 dreht sich im Regen.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 47
- Textnummer: 040
- Werke / Chronos: Bd.1, 338
Der Staub der
Wind die
Wirbel im Tor der
riesigen roten
05 Mauer
und drinnen die Becken
vertrocknet Gelächter
Gejauchz in den Bögen verloren
der Kot
10 der Vögel und die Umarmung
später
verspätet im Wagen.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 48
- Textnummer: 041
- Werke / Chronos: Bd.1, 339
Und ein Gedanke
lange
schwebend und
unergossen ein Schatten
05 unentschlossen dahin
fahrend über die Gärten die Dächer
schaukelnd und dann die
Böe jäh die
Regenentschließung.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 49
- Textnummer: 042
- Werke / Chronos: Bd.1, 340
Der Sturmwind vom Palatin
herüber und dann
der Regen man braucht keinen Kuchen
mehr bei Giolitti zu kaufen nur einfach
05 hinunterspringen vom Dach und
über den Böen leise
und weich hinweg
über die Kuppeln weich
und leise hinweg
10 über die Plätze und wenn
die Motociclette dort unten
vor der Maddalena noch
so laut hupen und wenn
die Stimme dort unten
15 am Pantheon noch so
schrill kreischt
o Taumel
Glück der Entrückung.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 50
- Textnummer: 043
- Textverweis: Ond deh
- Werke / Chronos: Bd.1, 341 / Dieses enorme Gedicht, 219
Und dann das Becken
ausgelaufen das warme
das kalte Wasser nicht einmal ein toter
Fisch der Wärter im dunklen
05 Anzug und niemals im warmen
niemals im kalten Wasser gebadet doch gegen
den Regen eine zusammen-
gefaltete Zeitung.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Details: V. 06 Typoskript 1983: niemals im kalten / Wasser gebadet doch gegen (2 Zeilen)
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 51
- Textnummer: 044
- Werke / Chronos: Bd.1, 342
Düfte von nie
gerochenen Blumen die Lüfte
dicht zu Gewölk und
dichter geronnen die Knochen
05 aus den Binden heraus
und davon
geschwemmt von der Schlammflut.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 52
- Textnummer: 045
- Werke / Chronos: Bd.1, 343
Unter den Mauern
sagst du unter den Wurzeln
sollten wir suchen den Einstieg
in das Gewölbe:
05 Die Nischen dort unten die Wände
tropfend das sei
eher nach unserem Herzen.
Das Heulen aber der Hupen
der Widerhall von den Mauern
10 vom Gewölbe dort unten und aus den
Nischen und von den Wänden
tropfend unter den Wurzeln
was sagst du?
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 53
- Textnummer: 046
- Werke / Chronos: Bd.1, 344
Das Grab
begraben unter
Gestrüpp der Wagen
ächzt die Brüste
05 versickern
glitschige Stufen
gestillt die
Schattengewächse.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 54
- Textnummer: 047
- Werke / Chronos: Bd.1, 345
In die Säle hinein
in die Zimmer durch alle
Gänge Wider-
hall deiner Schritte innen
05 zuinnerst die Zelle
der Rost und die Kohlen
darunter Geruch von verbranntem
Fleisch
und dann zurück durch die Säle
10 die Zimmer durch alle
Gänge Wider-
hall deiner Schritte hinaus
ins Freie die Weite
winzige Falter und weiß
15 über den Büschen.
- Details
- Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
- Besonderes: Vgl. die Tagebucheintragung, 14.8.1983, Werke 6, S. 543 f.
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: pauschal (Konvolut)
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Seite / Blatt: 55
- Textnummer: 048
- Textverweis: Escorial
- Werke / Chronos: Bd.1, 346