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Hochdeutsche Gedichte 1985

Steckbrief

(= Abgewandt Zugewandt — Erster Teil: Hochdeutsche Gedichte)

Titel: Abgewandt Zugewandt / Neue Gedichte / Hochdeutsch und Luzerner Alemannisch / Mit einem Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma
Verlag: Ammann Verlag AG, Zürich (1985)
Druck: Benziger AG, Einsiedeln
Inhalt: 52 hochdeutsche Gedichte (+ 36 Mundart-Gedichte + Essay); darunter 5 Zyklen:
Beschwörung I-V, New York I-VI, Rom I-IX, Escorial I-III, Frankfurt am Main I-II
Textträger: Broschiertes Bändchen mit Umschlag-Porträt, Spaltentexten, 128 Ss;
S. 5-61 Hochdeutsche Gedichte; S. 63-102 Alemannische Gedichte, S. 104-122 Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma
Vorstufen: Notizbuch 1980-1988, Manuskripte 1979-1983, Typoskripte 1983
Kommentar: Vgl. auch Raebers Typoskript Zur Entstehung und die Verlags-Absagen (Lenos, Zytglogge, Luchterhand)

Kommentar

Umschlag vorn mit Autoren-Porträt (R. Hilgering)

Druckvorstufen

A-5-h/04 – Typoskripte

Titelblätter + Nachwort ("Vortyposkript")

Dossier 1: ABGEWANDT ZUGEWANDT – Zur Entstehung (4 Kopien)

(Die ersten achtzehn Gedichte entstanden zwischen dem 7. Dezember 1980 und dem 11. Februar 1981, noch während ich an "Vor Anker" arbeitete, der Rest nach Beendigung des Stücks seit dem 18. September 1981.Zum Essay über das schweizerische Sprachdilemma machte ich neben der Arbeit an den Gedichten fortwährend Notizen, die Erstfassung schrieb ich dann zwischen dem 14. Juli und dem 25. August 1982. Die Schlussfassung wurde am 25. Februar 1983 beendet.)

Dossier 2: Abteilungstitel (2 Kopien) + Inhaltsverzeichnis (wie A-5-h/05_001)
Dossier 3: Buchtitel (3 Durchschläge)
Dossier 4: Nachwort (Typoskript mit Direktkorrekturen und hs Korrekturen; von Hand numeriert S. 2-20, datiert 25.2.1983; S. 1 ausgelagert in Dossier 5. Kopie in Dossier 5 und A-5-h/05_017)
Dossier 5: - Bl. 1 (Beginn Nachwort; Typoskript; vgl. Doss. 4, Titel hs ergänzt: Hochsprache und Dialekt – ein schweizerisches Problem)
- Bl. 2ff. Nachwort, pag. S. 1-20 (Kopie von Do.. 4, mit weiteren Bleistiftkorrekturen, vermutlich von fremder Hand, im Druck nicht berücksichtigt.
Dossier 6: Nachwort (Kopie wie Doss. 5); ebenso Dossier 7 und 8.

A-5-h/05 I – Typoskripte

Fotokopien des vollständigen Typoskripts mit Titelei, Inhaltsverzeichnis, Nachwort
Dossier 1-17, pro Dossier mehrere Blätter
Dossier 1: Titelei
Dossier 2-9: HOCHDEUTSCHE GEDICHTE
Dossier 10: ALEMANNISCHE GEDICHTE (Titel)
Dossier 11-16: ALEMANNISCHE GEDICHTE
Dossier 17: Nachwort (S. 97-116)

Roter Umschlag: Kuno Raeber / ABGEWANDT ZUGEWANDT / (Typoskript 116 SS.)

Titel: KUNO RAEBER / ABGEWANDT ZUGEWANDT / Neue Gedichte – Hochdeutsch und Luzerner Alemannisch / Mit einem Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma

Inhaltsverzeichnis: zweispaltig (HOCHDEUTSCHE GEDICHTE: | ALEMANNISCHE GEDICHTE:); Titel mit Raebers Paginierung versehen:

53) Frankfurt am Main I / Der Adler
55) Frankfurt am Main II / Der Vierzehnte Juli
usw.

Von Texttiteln abweichende Schreibungen:

68) Wötsche Verwötsche
83) Schtrooss

Textseiten aoR Mitte von Hand durchnumeriert: 3-56 (Hochdeutsche Gedichte), 58-95 (Alemannische Gedichte), 97-116 (Nachwort); je ein Gedicht pro Blatt (außer Frankfurt am Main I und II, Schwören, Neu York IV), längere Texte auR gedrängt;

Gedichttitel in Versalien; Zyklentitel bei jedem Zyklengedicht wiederholt:

BESCHWÖRUNG / I
BESCHWÖRUNG / II

Tilgungen im getippten Text durch xxx; manuell durch Filzstift; einzelne Korrekturen von Hand eingefügt, häufig die Änderung des Zeilenumbruchs betreffend (Abweichungen vom Drucktext werden bei der Wiedergabe des Erstdrucks angegeben).

Besonderheiten der Schreibung: überall schweizerisches ss für ß (Strasse), i-Diphtong bei Mundartgedichten (Liëcht) als ië (ö, durch e überschrieben o. umgekehrt); ië nicht in den Druck übernommen

 A-5-h/05 II – Typoskripte

Kopien wie I, gleicher roter Umschlag, gleiche Dossier-Anordnung
Dossier 18-32, gleiche Aufteilung wie I

 A-5-h/06 – Typoskripte

Kopien wie A-5-h/05, Dossier 1-13 gleich angeordnet, 14-16 in Dossier 14 zusammengefasst, Dossier 15 (Nachwort), Dossier 10 zusätzlich eingeschoben für Zwischentitel
Blassroter Umschlag: Abgewandt Zugewandt / (Druckmanuskript) / (116 SS.) / Kuno Raeber, Ainwillerstrasse 1, D-8000 München 40 / Tel 004989 /39 3351

Manuelle Einfügung von Titeln bei einigen Zyklengedichten: Beschwörung I (DIE KUGEL), New York IV (SAUGEN), New York V (HÄUTE), New York VI (DIE PYRAMIDE) ev. erst nachträglich, und dann auch in die Korrekturbogen übertragen, aber nicht in den Druck übernommen.

A-5-h/07 – Druckmanuskript (für Textwiedergabe verwendet)

Durchschläge (z.T. Kopien) der Typoskripte von A-5-h/0, mit satztechnischen Auszeichnungen und gestempelten Blattnummern (00001-00119); Titelei vom Verlag; oben Paginierung durch Raeber (3-116).

- Dossier 1-9 HOCHDEUTSCHE GEDICHTE (wie A-5-h/05),
- Dossier 10-13 ALEMANNISCHE GEDICHTE (ohne sep. Titelei)
- Dossier 14 Nachwort.

Besonderheit: diphtongiertes "ië" bei den Mundartgedichten als überschriebenes "iö" dargestellt, z. t. mit Bleistift (Setzer) zu "ie" korrigiert (vgl. v.a. bei SCHTROOSS); auch Verdeutlichungen mit Bleistift

A-5-h/08

8 Dossiers mit ausgewählten Kopien: 11, 15, 16, 18, 19, 21, 22, 26, 28, 30, 31, 34, 35, 36, 40, 46-51, 61, 63, 64, 65, 66, 68-73, 76, 77, 80-83, 88, 89, 92, Nachwort
Roter Umschlag

Dossier 2:
Inhaltsverzeichnis mit hs Angaben von Zeitschriften (NZZ: 3, 9, 22, 26, 30, 33 (durchgestrichen), 37 (durchgestrichen), 40, 51, 64, 70 (durchgestrichen), 72, 83 (durchgestrichen), 89, 92; FAZ: 4, 6, 8, 38, 39, 41, 42, 43, 44, 45)
Durchschlag: Zur Entstehung

A-5-h/09 – Korrekturbogen

Roter Umschlag: Abgewandt Zugewandt / (mit handschr. Vorbemerkung) / (Probeabzug?)

Je 2 nebeneinander abgesetzte Seiten pro A4-Blatt, mit definitivem Satz und Seitenzählung (6-61, 65-100, 102-121). Im Mundart-Teil wird die ss-Schreibung beibehalten, ië hingegen in ie aufgelöst, wodurch es mit dem langen i (ie) zusammenfällt.

Handschriftliche Korrekturen, auch z. T. Eintragung der schon im Typoskript eingefügten zusätzlichen Titel (S. 41 Saugen, S. 44 Häute).
Anpassung der Gedichttitel an Spaltenformat 

Einzelne Korrekturen:

S. 7 BESCHWÖRUNGEN → BESCHWÖRUNG
S. 13: Hacke → Jacke
S. 40: Zypresse jedoch → Zypresse
S. 41: nirgendwo aber → nirgendwo
S. 80: e d Hofchele ome → om d Hofchele ome
S. 95: nämlich → nämlech
S. 102: töndsi → töndsdi / de töndsdi → töndsi

Inhaltsverzeichnis: definitive Seitenzahlen; Korrektur: Rom IV-6 → Rom IV-V

Notat auf Blatt HOCHDEUTSCHE GEDICHTE (verso):

Dialektproblem seit Kindheit. Wie heisst es? Heftige Abneigung dagegen. Dann, in der langen Abwesenheit, Nachdenken. Vergleichen. Veränderung der Welt. Weltkultur statt Nationalkultur. Als Gegenbewegung Rückzug ins Lokale. Darüber nachher anhand des Nachworts. Für mich persönlich aber auch ein Zurücktauchen in die Kindheit, in eine Erinnerung an etwas, das es so natürlich nie gab Reinkarnation? Erinnerung an ein früheres Leben. Grotesk und absurd auch. Die Ängste der Kindheit.    Abgewandt + Zugewandt

A-5-h/10 – Kontrollabzug vom Film

30 A3-Blätter, Computerausdruck vom 1. März 1985 mit Zeilenzähler; Titelkorrektur: Mit einem Essay → Nachwort

Inhaltsverzeichnis ohne Seitenangaben; Korrektur: em Empire State → am Empire State 
Zyklentitel bei Einzelgedichten wiederholt

Sp.  4 Titel: Beschwörungen → Beschwörung / Untertitel (Die Kugel) gestrichen
Sp. 27 Alemanische Gedichte → Alemannische Gedichte
Sp. 28 was gorgelet → wes gorgelet (Lose ond luege, V. 02) 
Sp. 34 ond meht → ond met (Pfadfender, V. 10)
Sp. 42 töndsi → töndsdi (Amschterdam, V. 21)

Umschlag

Klappentext (vorn):

Dieses Gedichtbuch ist in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich: einmal versammelt Kuno Raeber darin neue hochdeutsche Gedichte, zum andern treten zu diesen, und durchaus eigenständig, Versuche des Autors in seiner Mundart, dem Luzerner Alemannischen, hinzu.

Seit vier Jahren beschäftigt sich Kuno Raeber mit der Mundart und experimentiert mit ihr für seine künstlerische Botschaft. Diese Mundarttexte sind nicht nur Übersetzungen der hochdeutschen Gedichte, es sind vielmehr dichterische Gebilde, die nur so und in dieser Sprache verfasst werden wollen.

So sind in Abgewandt Zugewandt zwei Gedichtbücher vereinigt, in zwei Sprachen geschrieben, die miteinander den Autor gemeinsam haben, deren Welt zwar dieselbe und doch nicht die eine ist. Was unserm Buch den Titel gibt, das Bild des Abwendens und des Zuwendens, das thematisiert der Autor in seinem Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma, was hier stellvertretend für andere Regionen des deutschen Sprachraums gelesen werden kann.

Rezensionen

Tages-Anzeiger, 27.6.1985

(mit Abdruck von Abgewandt Zugewandt und Neu York IV)

Dialekt, Schriftsprache, Nation

Der in München lebende Schweizer Schriftsteller Kuno Raeber hat in diesem Frühjahr einen Gedichtband vorgelegt, der in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich ist. Zum einen vereinigt er hochdeutsche und Gedichte in Luzerner Mundart. Zum anderen enthält er – sozusagen als eigenständiges drittes Kapitel – ein lesenswertes und, zumindest in seinem deskriptiven Teil, auch ebenso informatives wie scharfsichtiges «Nachwort über das schweizerische Sprachdilemma»: Sprachtheorie und artistische Sprachpraxis in einem Buch, vereinigt unter einem sphinxhaften Doppeltitel, der auf inhaltliche Spannung und ästhetischen Reiz hindeuten will.

Die hochdeutschen Gedichte sind auffällig mit Welt und Geschichte aufgeladen. New York, Rom, Frankfurt, der Punische Krieg sind die Stationen, die von der poetischen Imagination begangen werden. Mitunter bedienen sie sich einer für mein Empfinden zu modernistischen Attitüde, des Sprachgestus einer Avantgarde, die schon ein wenig verstaubt wirkt. Sie sind befrachtet mit den Signalwörtern abendländischer Kultur und brechen ihre Zeilen gerne gegen den Duktus des Sprachverlaufs. Die kürzeren Gedichte – etwa jene über Rom – bestechen durch ihre Verdichtung, andere Stücke wirken auf mich rhetorisch spröde und prosaisch.

Anders die Dialektgedichte. Die dürfen ihre Zeilen häufiger bis zum Ende auslaufen. Aus «New York» wird «Neu York», und Weltläufigkeit schrumpft noch an den entferntesten Orten («Escorial», «Amschterdam») zur Reise in einen begrenzten alemannischen Kosmos. Naive Beharrung statt endzeitlicher Weltklugheit: Das andere Idiom erzeugt offenbar sein eigenes Klima.

Die Kluft zwischen gehörter und gelesener, gesprochener und geschriebener Sprache endlich zu überwinden, empfiehlt Raeber in seinem Nachwort. Und er nennt auch […] das Mittel: die Ersetzung der bisherigen, ungeliebten Schriftsprache durch den Dialekt. […]

Jochen Kelter

Jenseits

Jenseits der schwärzlichen
Moore hinter dem trocknen
Gestrüpp dem breiten
Kiesband am Ufer
05 jenseits der windigen
Hänge mit den Baracken
jenseits der Schluchten voller
Skelette jenseits der lecken
Boote der Stürme der Schiff-
10 brüche der wunder-
baren Errettungen jenseits
jenseits der warmen
Golfe der verwunschenen
Inseln jenseits des äußersten
15 Saums und des letzten des aller-
letzten Augenblicks
jenseits

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Jenseits
  • Besonderes: Ursprünglich Zyklus-Gedicht (Beschwörung des Todes)
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 31
  • Textnummer: 025
  • Werke / Chronos: Bd.1, 321 / Dieses enorme Gedicht, 186

Stilleben

Und das zersprungene Ei das
brennende Haus und das Taxi
mit der Leiche im Fond die
Schnecken auf der
Stirn und der Wange
05 auf der Mole die Rippen
des Schiffs am Strand die
toten Vögel schwarz
verschmiert die Gebeine
im kristallenen Sarg
10 in Gold und in Perlen gefaßt be-
krönt mit Rubinen die Blumen
gelb der Ginster und der
Frauenschuh purpurn der Rauch
aus den Schloten geduckt
15 über den Dächern der Hund
in der Kuhle verendet die Lokomotive
rostig auf den verwachsenen Schienen der Engel
mit dem gezückten
Schwert auf dem Gipfel
20 des Grabmals die aufge-
rissene Brust mit dem flammenden
Herzen der Wind
hart und sandig von den
Dünen herüber die Blumen
25 Eisenhut und Drachenkamm unter
Disteln verborgen die prallen
Stengel und aus der
Wolkenmanschette
die Hand mit der Rose

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Stilleben
  • Besonderes: Diverse Anspielungen auf Raebers Gedichte und Romane: 
    V. 01 Das Ei 1981
    V. 02 Der Brand (Gedichte 1960)
    V. 03 Inventio et translatio capitis Sti. Joannis Baptistae (Gedichte 1960)
    V. 05f. Draußen (Abgewandt Zugewandt 1985)
    V. 10 Bocksweg 1989, Bild 5
    V. 15f. Skarabaios (Flussufer 1963)
    V. 14 Strassenbahnwagen (Typoskript 1962)
    V. 17f. Die Engelsburg  (Gedichte 1960)
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 32
  • Textnummer: 026
  • Werke / Chronos: Bd.1, 322

Wenn es käme

Wenn es käme
wenn es nochmals
käme über den Weiher der Mastbaum
namenlos aufge-
05 richtet am Bug und das schwarze
Laken am Heck
das Gerüst und die große
Glocke die Balken
ächzend wenn es heran-
10 käme nochmals als ob
es keiner bewegte
und unter den tropfenden
Steinen heran-
käme und auf die Lücke
15 zuführe und durch die Lücke
diesmal hinaus-
führe und sich im weißen im weit
aufgerissenen Rachen
diesmal draußen verlöre

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Wenn es käme
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 33
  • Textnummer: 027
  • Werke / Chronos: Bd.1, 323

Abgewandt zugewandt

Abgewandt von den
Häusern den
staubigen Bäumen
dem Platz mit den
05 kantigen Steinen
abgewandt von den
Laken die von den Seilen herab
hängen der Schweiß der
Nächte darin die
10 Todesangst und das
Gestöhn wenn der Morgen
herankommt
zugewandt mit dem
Gesicht den Felsen den
15 Klippen ins Meer
in den Spalten
wenige Blüten
aber blau aber rot
das Tor vor der Flut
20 gleich wieder verschlossen
zugewandt dem
Strand mit den Kieseln den leeren
Gräbern im Steilhang
dem Flügel der lautlos heran
25 gleitet und alles
zudeckt den Schimmer
auslöscht die
bleierne Platte
den Duft von
30 versteinerten Blumen
hin und her // 035
irrend darüber
abgewandt von den
Häusern dem
35 Staub und den Straßen
     zugewandt dem offenen
Tor unterm über-
hängenden Felsen
Erwartung.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Abgewandt zugewandt
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 34, 35
  • Textnummer: 028
  • Werke / Chronos: Bd.1, 324-325 / / Dieses enorme Gedicht, 179
  • Nachdruck: Tagesanzeiger, 27.6.1985

Spritzer

Die Spritzer auf dem
Spiegel die Krümel
auf dem abgegessenen
Tisch keine
05 Botschaft die
Knochen im Eimer
nicht einmal eine
Drohung im halb
geöffneten Fenster vier
10 Monate schon dauert der Winter der
Kanal im Dunst
im vereisten
Tümpel keine Botschaft und erst
recht keine Drohung der Fuß
15 nicht einmal auf die erste
Stufe gesetzt der
Sog des Kellers und ange-
kündigt von Käfern
schwarz aber und glänzend
20 das Leder der Bank im
knarrenden Aufzug und auf dem
Spiegel die Spritzer

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Spritzer
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 36
  • Textnummer: 029
  • Werke / Chronos: Bd.1, 326

Punischer Krieg

Einer
hinter dem andern und tief
in den Nebel die
niedrigen Hügel und dann das
05 Flattern darüber im
Regen das
Flattern im Schnee doch schon um die nächste
Biegung die hohen
Stapel am Wasser die vielen
10 Galeeren eine
hinter der andern die Einfahrt
versperrt Elefanten
draußen gefangen die
wütenden Rüssel und um die
15 nächste Biegung wieder
die Hügel der Nebel
wieder das Flattern
im Regen im Schnee in allen
Wänden die Lücken erschüttert
20 vom Ton der Trompeten.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Punischer Krieg
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 37
  • Textnummer: 030
  • Werke / Chronos: Bd.1, 327

Falter verlassen

Für Karl Rössing

Barfuß barhaupt die Welt
verlassen der Falter in der
Höhle gefangen und das
Poltern der Brocken
05 barfuß barhaupt die Welt
verlassen der leichte
Falter aber
eingesperrt aber
gefangen und das
10 Poltern der Brocken
barfuß barhaupt die Welt
verlassen und einge-
sperrt und gefangen
in der Höhle verrammelt
15 der dunkle der leichte
Falter
verlassen verlassen.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Falter verlassen
  • Besonderes: Vgl. Raebers Aufsatz von 1977: Die Bildwelt von Karl Rössing (Werke 5, S. 189-196)
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 38
  • Textnummer: 031
  • Werke / Chronos: Bd.1, 328

Stadtnacht

Aus der Mitte lauf
durch die Alleen hinaus
lauf und halt nicht an am
aufgelassenen Friedhof
05 tritt nicht durch die enge
Pforte steig nicht
in das Beingewölbe
hinunter Geruch der
Pfützen säuerlich süßlich
10 durchtränkt die
Papiertaschentücher
an der Ampel
oben ein Quietschen ein
Wagen hält und
15 halt nicht lauf weiter
über die Brücke die
Mitte Widerschein hell am bewölkten
Himmel die Ab-
geschiednen gelehnt
20 an die Bäume halt nicht
halt nicht und lauf
zurück über
die andere Brücke
durch das Tor ohne
25 Flügel kein Eingang
kein Ausgang zurück
halt nicht halt nicht
lauf
in die Mumie gleißend und
30 nicht zu erwecken
hinein in die Mitte.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • Stadtnacht
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 39
  • Textnummer: 032
  • Werke / Chronos: Bd.1, 329

New York / I

Was für Blumen was
für Blätter weg-
geworfen die Stengel
schwarz und zertreten
05 die Zypresse
über den Bäumen und über
Pylonen die
Pyramide.
Oder die Wüste kristallen
10 glänzend geschliffen Beschwörung
des Todes Zau-
bergeste gegen den leeren
Himmel erhoben ohne
Trost ohne Tränen
15 Kartenhaus immer
vertrackter immer
höher gebaut einge-
stürzt und abge-
rissen und unermüdlich
20 wieder begonnen zwischen den beiden
Flüssen des Paradieses zusammen-
gebraut aus tausend
Geräuschen. Da liegt
der totgesagte der
25 haarige Riese immer noch
schau nur im Gras und hält die
Muschel ans Ohr lauschend
und lacht.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • New York I
  • Details: V. 05 Zypresse] Zypresse jedoch (Druckvorlage); jedoch in Korrekturbogen gestrichen
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Zyklus: ja
  • Seite / Blatt: 40
  • Textnummer: 033
  • Werke / Chronos: Bd.1, 330 / Dieses enorme Gedicht, 188

New York / II

Wolkenkratzer als neue
Leiber für
die Senatoren Venedigs ab-
gerissen im Aufbau und wieder
05 errichtet endlos
die Prozessionen
der Skarabäen
der Pharaonen die Häute
schuppig und bunt
10 im Dickicht der Tempel
allein auf der Lichtung
Prozessionen
und die Opferung auf dem
blutigen Altar verwischt
15 überwuchert und jetzt
die Avenuen vereist
die Bäume
schwarz ohne Blätter
Prozessionen
20 von überall her
nirgendwo
ein Grab ein Gehäuse mit einem
Kraut einem Knochen
einem abgerissenen Fetzen
25 heiligen Linnens.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • New York II
  • Besonderes: V. 21 DV 1983 Korrektur: nirgendwo aber → nirgendwo
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Zyklus: ja
  • Seite / Blatt: 41
  • Textnummer: 034
  • Werke / Chronos: Bd.1, 331 / Dieses enorme Gedicht, 190

New York / III / Sechste Avenue

Für Christiane Zimmer

Uptown Flügel schleift
Downtown hinunter die Federn
der Flaum verklebt von Teer und Kot
die Avenue
05 Uptown Downtown vom Eiswind
gerissen hinunter die Federn
schmutzig der Flaum
verklebt und schmutzig von Teer
und schmutzig von Kot der Flügel Türkis-
10 flügel jetzund nicht mehr
Uptown schleift
abgerissen vom Eiswind im Schnee von der letzten
Woche Downtown hinunter der schöne
Flügel Türkis-
15 flügel jetzund nicht mehr die Federn
schwer und schmutzig verklebt von
Teer und von Kot verklebt
und schwer und schmutzig der Flaum
schleift im Schnee von der letzten
20 Woche schwärzlich
liegen geblieben
Uptown die Avenue
Downtown hinunter Türkis-
flügel jetzund Woche nicht mehr
25 schwärzlich verklebt und schwer und
schmutzig liegen geblieben die Federn
der Flaum ab-
Uptown gerissen vom Eiswind der Flügel die Sechste
Downtown der schöne
30 Downtown hinunter
Türkis

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • New York III

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  • Details: V. 03 Typoskript 1983: von Teer und von Kot
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Zyklus: ja
  • Seite / Blatt: 42
  • Textnummer: 035
  • Werke / Chronos: Bd.1, 332-333 / Dieses enorme Gedicht, 193

New York / IV

Saugen
langsam inständig
saugen unab-
lässig saugen ohne
05 je zu erlahmen mit ganzer
Seele saugen nur
saugen
angesogen heran
gesogen nahe immer
10 näher heran
gesogen und
näher und näher
heran und voll
gesogen und
15 voller und voller
gesogen einge-
sogen herein immer
tiefer herein gesogen und
tiefer und tiefer
20 herein und aus-
gesogen und immer
mehr ausgesogen ganz
ausgesogen leer
bis zur Neige gesogen.

Details
Konvolut: Hochdeutsche Gedichte 1985
  • New York IV
  • Details: V. 18/19 Typoskript 1983: tiefer herein / gesogen und / tiefer und tiefer
  • Besonderes: Eingefügter Untertitel: Saugen (Korrekturbogen)
  • Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
  • Textart: Verse
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Zyklus: ja
  • Seite / Blatt: 43
  • Textnummer: 036
  • Werke / Chronos: Bd.1, 333 / Dieses enorme Gedicht, 194

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