Und wer in den Schlaf sich stürzen will

Synopse

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …* (a*)

    Notizbuch 1954-55 — Entstanden: 06. Dezember 1954

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Ra-
    siermesserschneide“,
    am Feuer, das heraus-
    05 schlägt aus der schwarzen Amsel
    und den Wurm verbrennt,
    verschlingt, den er auf der Schwelle gefunden
    vor dem dunklen, geöffneten Eingang,

    verletzt sich die Füsse, die Füsse
    10 der Augen am Schnabelfeuer
    der Amsel, die nicht mehr singt,
    sondern den Wurm
    auf der Schwelle vor dem dunklen
    offenen Eingang verschlingt:
    15 und wo bleibt dann der Schmetter-
    ling und wo der Gesang?

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …* (b*)

    Notizbuch 1954-55 — Entstanden: 08. Dezember 1954

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasier-
    messerschneide“:
    wer heraustritt aus dem dunklen Eingang des Hauses
    05 auf die Lava der Schwelle,
    verbrennt sich den nackten Fuss und
    verletzt sich die Augen am Schnabelfeuer
    der Amsel, das den Wurm, der sich windet, verschlingt,
    an der Kohle, die trägt die
    10 dem Schmetterling tödliche Flamme,
    der nie fliegen wird
    über die Kohle hinauf.
    Und sie selber, die Amsel, fliegt,
    die Mörderin, hoch nachher,
    15 glühend nicht mehr im Mord,
    glühend nur noch im Lied,
    hoch überm Haupt dessen,
    der in den Schlaf sich stürzte, und der
    sich verwundet mit der Rasier- // 056
    20 klinge, singende Kohle

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (A)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 08. Dezember 1954

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“:

    wer heraustritt aus dem finstern Eingang des Hauses 
    auf den Lavamittag der Schwelle, 
    05verbrennt sich den nackten Fuss seiner Augen 
    am Messer der Flamme, das von der 
    Kohle züngelnd den Schmetterling 
    verbrennt: Die Amsel 
    steigt, gemehrt um den Flug 
    10des Wurms, Kohle, deren 
    Schnabelflamme nun aufraucht im Gesang 
    und nochmals den Fuss, den Fuss des Ohrs jetzt verletzt, 
    dessen, der sich stürzen will 
    in die Lava des Schlafmittags, aus dem kleinen 
    15Haus seines Wachens.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (B)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 14. Dezember 1954

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“:

    wer heraustritt aus der Tür seines düsteren Wachens 
    auf den Lavamittag der Schwelle, 
    05dem schneidet in den nackten Fuss seiner Augen 
    das Messer der Flamme, das von der 
    Kohle züngelnd den Schmetterling 
    verbrennt: Die Amselkohle 
    steigt, gemehrt um den verhinderten Flug 
    10des Wurms. Und die Schnabelflamme 
    zittert jetzt, satt, im Gesang 
    und schneidet nochmals, schneidet 
    jetzt in den anderen nackten Fuss des Ohrs 
    dessen der sich in die steigende Lava 
    15des Schlafmittags stürzen will 
    aus der Tür seines düsteren Wachens.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (C)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 20. Dezember 1954

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“:
    wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
    auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt<,>
    05dem schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
    das Messer der Flamme, das, von der 
    Kohle züngelnd, den Schmetterling 
    verbrennt: Die Amselkohle 
    steigt, gemehrt um den verhinderten Flug 
    10 des Wurms. Und die Schnabelflamme 
    zittert, jetzt satt, im Gesang 
    und schneidet nochmals, schneidet 
    jetzt in den anderen, nackteren Fuss des Ohrs, 
    der sich aus der düsteren Tür 
    15 seines Wachens in die brodelnde Lava 
    stürzen will des Schlafmittags.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (D)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 24. Januar 1955

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“, 
    wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
    auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
    05den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
    das Messer der Flamme, die, von der 
    Kohle züngelnd, den Schmetterling 
    verbrennt: Die Amselkohle 
    steigt, gemehrt um des Wurms 
    10verhinderten Flug; die Schnabelflamme 
    zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
    und schneidet nochmals, schneidet 
    jetzt in den anderen, nackteren Fuss des Ohrs, 
    der sich aus der düsteren Tür 
    15seines Wachens stürzen will 
    in des Schlafmittags brodelnde Lava.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (E)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 17. Februar 1955

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“; 
    wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
    auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
    05den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
    das Messer der Flamme, die, von der Kohle 
    züngelt und den Falter 
    verbrennt: Die Amselkohle 
    steigt, gemehrt um des Wurms 
    10verhinderten Flug; die 
    Schnabelflamme zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
    und schneidet, schneidet nochmals jetzt 
    in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss, 
    der sich aus der düsteren Tür seines Wachens 
    15nachstürzen will in des brodelnden 
    Schlafmittags Lava.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (F)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 08. März 1955

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“;
    wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
    auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
    05den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
    das Messer der Flamme, die[,] von der Kohle 
    züngelt und den Falter 
    verbrennt: Die Amselkohle 
    steigt, gemehrt um des Wurms 
    10verhinderten Flug; die 
    Schnabelflamme zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
    und schneidet nochmals, schneidet jetzt 
    in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss, 
    der sich aus der düsteren Tür seines Wachens 
    15nachstürzen will in des brodelnden 
    Schlafmittags Lava.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (G)

    Manuskripte 1955 — Entstanden: 13. März 1955

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“;
    wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
    auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
    05den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
    das Messer der Flamme, die von der Kohle 
    züngelt und den Falter verbrennt: 
    Die Amselkohle steigt, gemehrt um des Wurms 
    verhinderten Flug; die Schnabelflamme 
    10zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
    und schneidet nochmals, schneidet jetzt 
    in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss, 
    der sich aus der düsteren Tür seines Wachens 
    nachstürzen will in des brodelnden 
    15Schlafmittags Lava.

  • „Und wer in den Schlaf sich stürzen will…*“ (Lorca)

    Typoskripte 1955 — Entstanden: 1955

    „Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
    verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“;

    wer aus der düsteren Tür seines Wachens
    auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt,
    05den schneidet in den nackten Fuss seines Auges
    das Messer der Flamme, die von der Kohle
    züngelt und den Falter verbrennt:
    Die Amselkohle steigt, gemehrt um des Wurms
    verhinderten Flug; die Schnabelflamme
    10zittert, unersättlich, jetzt im Gesang
    und schneidet nochmals, schneidet jetzt
    in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss,
    der sich aus der düsteren Tür seines Wachens
    nachstürzen will in des brodelnden
    15Schlafmittags Lava.