Mendrisiotto 1
Synopse
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Mendrisiotto / Ode von Kuno Räber / 1.
Typoskripte divers — Entstanden: Februar 1944Soll ich nicht der lobenden Worte
Fülle verschwenden
an diese Glocken,
die aus bedachtsam
05kreisenden Rädern
hängen dem Nachtwind
ein ihre Töne,
dass ein jeder
leuchte für sich
10neben den Sternen?
Nicht zum Reigen gefügt
quellen sie los aus dem Turm.
Nein, wie das Kind aus dem Schoss, wie
Tränen aus trauerndem Herzen
15perlen sie einzeln,
schwer und vollendet,
ohne dass einer wüsste,
wie sie gewachsen.Ja, ihr fielet,
20klingende Tränen,
in meine wache,
friedlose Nacht.
Und mit den irrenden Winden
kamt ihr zu mir, da ich stand
25am Gemäuer des Weinbergs
mitten im Winter.
Zu mir, dem Trauernden, her
fandet ihr,
wie zu den Hügeln dort, die
30tragen auf kahlen Gipfeln
verfallne Kapellen.
Aber es bleibt noch Gestrüpp,
wucherndes wild,
und noch Bäume gereckt
35in dieses Januars, des sommergleichen,
unbegreiflichen Himmel. -
Mendrisiotto / Ode von Kuno Räber / 1.
Typoskripte Thomas Raeber — Nicht datiert! . . . (Februar 1944 *)Soll ich nicht der lobenden Worte
Fülle verschwenden
an diese Glocken,
die aus bedachtsam
05kreisenden Rädern
hängen dem Nachtwind
ein ihre Töne,
dass ein jeder
leuchte für sich
10neben den Sternen?
Nicht zum Reigen gefügt
quellen sie los aus dem Turm.
Nein, wie das Kind aus dem Schoss, wie
Tränen aus trauerndem Herzen
15perlen sie einzeln,
schwer und vollendet,
ohne dass einer wüsste,
wie sie gewachsen.Ja, ihr fielet,
20klingende Tränen,
in meine wache,
friedlose Nacht.
Und mit den irrenden Winden
kamt ihr zu mir, da ich stand
25am Gemäuer des Weinbergs
mitten im Winter.
Zu mir, dem Trauernden, her
fandet ihr,
wie zu den Hügeln dort, die
30tragen auf kahlen Gipfeln
verfallne Kapellen.
Aber es bleibt noch Gestrüpp,
wucherndes wild,
und noch Bäume gereckt
35in dieses Januars, des sommergleichen,
unbegreiflichen Himmel. -
Mendrisiotto / Ode / 1
Verstreutes — Publiziert: November 1944Soll ich nicht der lobende Worte
Fülle verschwenden
an diese Glocken,
die aus bedachtsam
05kreisenden Rädern
hängen dem Nachtwind
ein ihre Töne,
dass ein jeder
leuchte für sich
10neben den Sternen?
Nicht zum Reigen gefügt
quellen sie los aus dem Turm.
Nein, wie das Kind aus dem Schoss, wie
Tränen aus trauerndem Herzen
15perlen sie einzeln,
schwer und vollendet,
ohne dass einer wüsste,
wie sie gewachsen.Ja, ihr fielet, klingende Tränen,
20in meine wache,
friedlose Nacht.
Und mit den irrenden Winden
kamt ihr zu mir, da ich stand
am Gemäuer des Weinbergs
25mitten im Winter.
Zu mir, dem Trauernden, her
fandet ihr,
wie zu den Hügeln dort, die
tragen auf kahlen Gipfeln
30verfallne Kapellen.
Aber es bleibt noch Gestrüpp,
wucherndes wild,
und noch Bäume gereckt
in dieses Januars, des sommergleichen,
35unbegreiflichen Himmel.