Synopse

(6)
Dienstag, 13 Mai 1958    (    )

Das Ohr des Dionysos

Dionysos presst im Saal sein Ohr an den
Mund der ehernen Sibylle. 
Im Verlies, da werfen die Gefangnen nur kleine
Kiesel an das Ei, 
das von [von] dem Gewölbe hängt.
Warum sprechen sie nicht und machen
05 nur mit den Kieseln immerfort „Klick, klick“?
Das Ei enthält zwar das Gift, das die Luft verdirbt
wenn es zerschellt, sind im Verlies
schnell alle verkrümmt und tot.
Aber dies Klick, klick, ist das vielleicht // 079
10 eine geheime Sprache, Dionysos
hört, wie sie sich verschwören gegen ihn, doch er
versteht nicht? Es ist vielleicht besser,
er lässt das Ei wegnehmen.
Was nützt ihm der Gefangnen Tod,
15 wenn er nicht weiss, was sie zuvor
mit der Kieselsprache über ihn beredet.

Dionysos presst vergeblich
im Saal sein Ohr an den Mund der ehernen Sibylle.

In: Notizbuch 1957-58
Samstag, 21 Juni 1958    (    )

Das Ohr des Dionysos (A)

Oben im Saal presst Dionys sein Ohr an den Mund der ehrnen Sibylle.

Warum sprechen die Gefangenen unten im Kerker nicht 
und machen nur immerfort klick, klick, 
werfen nur kleine Kiesel ans Ei, das im Gewölb hängt? 

05 Das Ei ist zwar voll von Gift, und wenn es zerschellt, 
röcheln drunten sofort alle Gefangnen [und] verkrümmt an den Wänden. // 02
Aber dies Klick, klick ist da nicht eine geheime Sprache, 
und Dionys hört, wie sie gegen ihn sich verschwören, 
doch er versteht nicht? Es ist vielleicht besser, 
10 er lässt das Ei wegnehmen: 
Was nützt ihm der Tod der Gefangnen, 
wenn er nicht weiss, was sie zuvor mit dem Klick, klick beredet?

Dionys presst vergeblich sein Ohr an den ehernen Mund der Sibylle.

In: Manuskripte 1958
Montag, 23 Juni 1958    (    )

Das Ohr des Dionysos (B)

Oben im Saal presst Dionys sein Ohr an den Mund der ehrnen Sibylle:

Die Gefangenen unten im Kerker werfen kleine Kiesel ans Ei, 
das im Gewölb hängt. Das macht Klick, klick! 
Aber sie sprechen kein einziges Wort. 

05 Das Ei ist voll Gift, und wenn es zerbricht, 
röcheln unten im Kerker sofort die Gefangenen verkrümmt an den 
Wänden. 
Aber das Klick, klick ist vielleicht ihre geheime Sprache, 
und Dionys hört zwar, wie sie sich gegen ihn verschwören, 
doch er versteht nicht: Es ist wohl besser, 
10 er lässt das Ei wegnehmen. Nichts nützt ihm der Tod der Gefangnen, // 03v
wenn er nicht weiss, was sie gegen ihn mit dem Klick, klick beredet. –

Dionys presst vergeblich sein Ohr an den ehernen Mund der Sibylle.

In: Manuskripte 1958
Sonntag, 13 Juli 1958    (    )

Das Ohr des Dionysos (C)

Oben im Saal presst Dionys sein Ohr an den Mund der ehrnen Sibylle.

Unten im Kerker hängt ein Ei im Gewölb. 
Und die Gefangnen werfen es – Klick, klick – mit Kieseln. 
Das Ei ist voll Gift, und wenn es zerbricht, 
05 röcheln die Gefangnen sofort verkrümmt an den Wänden. 

Er nimmt wohl besser das Ei weg. 
Nichts nützt ihm der Tod der Gefangnen, wenn er nicht weiss, // 05
was sie gegen ihn mit dem Klick–Klick beredet. –

Dionys presst vergeblich sein Ohr an den ehernen Mund der Sibylle.

In: Manuskripte 1958
Mittwoch, 27 August 1958    (    )

Das Ohr des Dionysios (D)

Oben im Saal presst Dionys sein Ohr an den Mund der ehrnen Sibylle. 

Die Gefangenen unten im Kerker werfen – klick, klick – mit Kieseln. 
Das Ei, das von der Decke hängt, ist voll Gift; 
und wenn es zerbricht, 
05 röcheln die Gefangnen verkrümmt an den Wänden. 

Er nimmt wohl besser das Ei weg: 
Nichts nützt ihm der Tod der Gefangnen, 
wenn er nicht weiss, 
was sie gegen ihn mit dem Klick–klick beredet. 

10 Dionys presst vergeblich sein Ohr an den ehernen Mund der Sibylle.

In: Manuskripte 1958
Sonntag, 01 Januar 1961    (    )

DAS OHR DES DIONYSOS

Oben im Saal preßt Dionysos sein Ohr an den Mund der ehernen
Sibylle.

Die Gefangenen unten im Kerker werfen mit Kieseln.
Das Ei, das von der Decke hängt, ist voll Gift,
05 und wenn es zerbricht,
röcheln die Gefangenen verkrümmt an den Wänden.

Er nimmt wohl besser das Ei weg.
Nichts nützt ihm der Tod der Gefangenen,
wenn er nicht weiß,
10 was sie gegen ihn mit den Kieseln bereden.

Dionysos preßt vergeblich sein Ohr an den ehernen Mund der Sibylle.

In: Verstreutes
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