WARNUNG AN EINEN BESUCHER VON SAN CLEMENTE

Daß du dich wunderst, oben, über die Mosaiken der Apsis, weil die späten Blumengewinde und Tauben und Brunnen Zwillinge der frühen sind und löschen ein halbes Jahrtausend: Daß dich, Ahnungslosen, das wundert, schon das ist gefährlich.

02 Gefährlicher ist, daß du die vielen Stufen zur Unterkirche hinabsteigst und das Kind vor dem Altar im Grabhaus des Heiligen findest: denn wer weiß, ob du der Woge entkommst, wenn sie am Abend zurückkehrt?

03 Aber nochmals tiefer, in der zuletzt erbrochenen untersten Grotte, entkommst du sicher nicht mehr der Woge des Bluts, die steigt und das Aufbrüllen des Stiers unterm Messer des gleichmütigen Gottes in Gurgeln erstickt; die dir schnell steigt bis zum Scheitel, wohin deine Hand im Reflex greift. – Und du wunderst dich nur noch, seit wann du sie trägst: «Seit wann trag' ich die phrygische Mütze?»

  • Besonderes:

    Vgl. den Briefentwurf an Thomas Raeber, 25.11.1951

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: pauschal (Konvolut)
  • Fassung: Letzte Fassung
  • Seite / Blatt: 31
  • Textnr.: 024
  • Werke / Chronos: Bd.1, 51

Titel: Die verwandelten Schiffe / GEDICHTE
Verlag: Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt, Berlin-Frohnau, Neuwied (1957)
Druck: Wiking Druckerei GmbH, Darmstadt
Inhalt: 48 Gedichte; Klappentext (Das Gedicht heute) von Raeber, Motto (Aeneis)
Textträger: Broschüre mit Zeichnung auf vorderem Umschlag, 64 Ss

Vorstufen: Notizbuch 1952-54, 1954-55, 1955-57, Manuskripte 1953, 1954, 1955, 1956, Typoskripte 1954
Kommentar: Tantiemen-Vertrag: 31.12.1956; Beschreibung, Rezensionen
Wiedergabe: Freie Handhabung des Zeilenumbruchs bei Langversen

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